Freitag, 7. September 2012

Die GEMA - bleibt alles anders

Hätte ich es nicht besser gewusst, dann hätte ich mich zurückversetzt gefühlt in die, sagen wir 90er Jahre, genau genommen 1996, als ich das erste Mal auf der Love-Parade teilnahm, die damals, wenn auch schon um die 100.000 Besucher stark, doch noch in den Kinderschuhen steckte und dann so erwachsen wurde, wie man eben erwachsen wird:

Es geht im späteren Leben nicht mehr um den Spaß und das dahinterstehende Ideal, sondern um Kohle. Das fand im Falle der Love-Parade dann ja auch sein jähes und vor allem bekanntes Ende.

Am Donnerstag jedenfalls, da lief ich dann plötzlich wieder dem Wagen hinterher, auf dem kein geringerer als Dr. Motte eine wunderbare Musik aus seinen Plattentellern, naja, CD-Playern, ok, Macbooks präsentierte, zwar nicht in Berlin, sondern in Frankfurt, immerhin der Stadt, die zu Recht behaupten kann, eine, wenn nicht DIE Homebase für Techno gewesen zu sein, als Techno dann ja auch noch Techno war.

An diesem Donnerstag jedenfalls war es es Techno, die Zeit schien zurückgedreht und die Frage, ob das wohl der wunderbare Neubeginn einer neuen Love-Parade sein sollte, schob sich kurz zwischen die Demonstranten.

Das war dann auch der Unterschied zur Love-Parade, denn es ging tatsächlich nicht einfach um die Musik, also irgendwie natürlich schon, sondern es ging nun auch noch um ein dazu gekommenes Feindbild, die GEMA.

Von Göbbels, so erzählt der Redner, gegründet, sei sie nun ein privater Verein, dessen Vorstände um die 360.000 Euro im Jahr verdienten und der sich als Verein allerdings wie ein Amt verhielte, denen das Geld zuschasste, die eh bereits genug hätten, um es denen, die mit Ihrer Musik die Clubs und alle daran hängenden Dienstleister am Laufen hielten, zu versagen.

Vermutlich hat er Recht, denn die hinter den Vergnügungsstätten liegende Wirtschaftskraft liegt auf der Hand. Auch gibt es Möglichkeiten, Musikstücke, die im Laufe des Tanzbetriebes gespielt werden, dezidiert zu erfassen, sie gerecht aus- und zu verwerten, um so eine gerechte Verteilung der Gelder zu sichern.

Das war denn auch der Tenor der Veranstaltung: Nichts ändern, sondern gerechter. Sicher, das ist ja schon mal was. Dabei ging allerdings die derzeitige, nicht zuletzt auch von der Piratenpartei maßgeblich angefeuerte Diskussion über die prinzipielle Reform des Urheberrechts, komplett unter.

Unlängst haben sich Musiker und Schriftsteller gegen diese Novellierung gestellt und, nicht selten, wie einige danach mitteilten, auf Druck der Verlage und Verwertungsgesellschaften, eine Petition unterschrieben, um danach, wenigsten vereinzelt festzustellen, dass bei einer Verschärfung viele Verwertungsmöglichkeiten endgültig unmöglich würden.

Auch gibt es bereits Modelle, geistiges Eigentum adäquat zu kennzeichnen und nicht zuletzt machen es (legale) Downloadportale vor. Dass die GEMA von Ihrem derzeitgen Sockel gestoßen werden muss, daran ist wenig Zweifel zu hegen (das gilt für IHKs und andere sich selbst erhaltende Organisationen und Vereine, die seit langem ihren Sinn und Zweck vergessen haben, gleichermaßen!).

Bei einer solchen Reform müssen allerdings generell neue Wege eingeschlagen, Konzepte vorgelegt und diskutiert werden, statt sich nur darüber zu beschweren, dass man in dem aktuellen Konzept nicht den gerechten (monetären) Platz einnimmt, ansonsten aber alles irgendwie super sei. Und wenn die GEMA "nur" ein Verein ist, dann sollte es nicht allzu schwierig sein, diesem Verein den Rücken zu kehren, um einen neuen zu gründen.

Ansonsten geht es uns wie mit dem Ehegattensplitting, dass nun nicht nur ungerechterweise (heterosexuellen) Ehen, sondern nun auch (homosexuellen) Partnerschaften ohne Kindern zugestanden wird. Hier wie da wurde nicht etwas ein Schritt nach vorne, sondern gleich zwei zurückgegangen.

Fazit: Eine Sau durchs Dorf zu treiben macht vielleicht eine Zeit lang mal Spaß, wenn man allerdings merkt, dass der Stall, in den sie dann schlussendlich getrieben wird, wieder derselbe ist, aus dem sie vertrieben wurde, dann spare ich mir zukünftig, so schön es war, auch den Gang durch Frankfurt, selbst hinter Dr. Mottes Motivwagen.

Freitag, 31. August 2012

Eilmeldung - Sodomie!

Im Herbst wird der Deutsche Bundestag über die Verschärfung des Tierschutzgesetzes abstimmen und Sodomie, also den sexuellen Verkehr mit Tieren, unter Strafe stellen. das war bisher nur möglich, wenn das Tier dadurch erheblichen körperlichen oder psychischen Schaden erlitt. Tierschutzverbände begrüßen die Novelle, warnten nun aber davor, dass das neue Gesetz die "organisierte Zoophilie" fördern könnte.

Außer, dass Frau von der Leyen nun vielleicht doch noch Ihr Stopp-Schild im Netz unterbringen könnte (das vor eben solchen Seiten warnt), fällt mir dazu dann auch nix mehr ein, außer: Ist Doggy-Style hiervon auch betroffen  (oder ist diese Frage jetzt dann wirklich zu platt?)

Dienstag, 28. August 2012

Schwarze Löcher und Sommerlöcher

Schwarze Löcher und Sommerlöcher haben ja nicht so viel gemeinsam, eines aber ist Ihnen gleich: Es verschwinden Dinge darin. Gut, in Sommerlöchern tauchen stattdessen seltsame Dinge auf oder werden mangels Masse endlich wahrgenommen. So beispielsweise das ganze Gemurmel aus der CSU von wegen Griechenland-Austritt und so.

Andere aber werden so gar nicht bemerkt, teils, weil eben jene Wichtigtuer sie übertönen, oder weil gerade Olympia stattfindet, oder Sommermärchen wahr werden oder auch nicht, oder alles zusammen.

In all dem märchenhaften Getöse aus Stabhochsprung, Griechenland und Beschneidung ging uns aber doch tatsächlich etwas durch die Lappen (und ich merke, dass ich mich gerade um Kopf und Kragen schreibe oder habe nur ich solche Gedanken?)

Für alle also noch einmal zum Mitschreiben: Die Bundeswehr darf nun auch im Inland präsent sein und nicht nur das, sondern dort den Staat schützen, allerdings nur, so die obersten Richter, wenn es ganz, ganz dicke kommt.

Und statt uns darüber aufzuregen, regen wir uns über fehlende oder zu viele Vorhäute auf oder über Pussy-Riot und Putin auf  (und vergessen dabei, dass es sich a) bei Pussy-Riot um keine so lieben Mädchen handelt, wie gerne angenommen und b) in jüngster Vergangenheit hessische Finanzbeamte für unzurechnungsfähig erklärt wurden, weil sie unangenehmes Steuergebaren bei wohl guten Bekannten des damaligen Ministerpräsidenten entdeckten.)

Aber zurück zu unserem Militär (das hört sich doch schon ganz anders an als Bundeswehr): Das also darf nun auch außerhalb außerhalb, also innerhalb Deutschlands tätig sein. Das war bisher nämlich verboten, hatte man doch aus der Vergangenheit gelernt. Nun fühlen wir uns denn wohl demokratisiert und aufgeklärt genug, das alles wieder rückgängig zu machen, denn sowas wie damals darf und wird, also soll, also sollte nicht mehr passieren. Warum auch? Das finden im Übrigen alle Parteien gut, wenn auch die SPD und die Grünen es gerne gehabt hätten, dass die Verfassungsrichter diesen "extremen Ausnahmezustand katastrophalen Ausmaßes" etwas näher beschrieben hätten. Naja, was solls, denn wenn die es nicht tun, dann tun es eben die Parteien. Haben sie ja bei den bisherigen richterlichen Anweisungen auch schon getan. Achso, die Linken waren dagegen, aber wer sind denn schon die Linken mit ihren verträumten Ansichten von Sozialismus und so?

Bliebe also die Frage danach, was denn nun ein "extremer Ausnahmezustand", zumal eines "katastrophalen Ausmaßes" ist? Vielleicht der Sturm des Finanzministeriums, weil das mit dem Euro dann doch nicht so geklappt hat, oder Demonstrationen "katastrophalen Ausmaßes", wie sie Frankfurt erlebt hat, eine (katastrophale)  Großdemo aller Bürger vor den (katastrophalen) Großbanken, weil sie auf deren Gebaren einfach keine Lust mehr haben? Und wird das Volk in diesem Falle dann sozusagen vor sich selbst oder doch eher die Politker vor dem Volk, vor ihrem Volk, oder vor irgendeinem Volk geschützt!?

Vielleicht werden wir es ja bald erleben, dann hätten wir wenigstens auch eine gewisse Rechtssicherheit. Und vielleicht steht an der Spitze dieser neuen militärischen Abwehrmaßnahme dieser "katastrophalen Zustände" ja sogar noch der Oberst Klein, der die Kleinigkeit von 100 toten Zivilisten in Kundus zu verantworten hat und nun zum General ernannt werden soll. Erfahrung hätte er mit solchen Dingen ja nun gesammelt.

Ja, das Sommerloch ist schon ein seltsames Ding - es bläht Unwichtiges auf und lässt Wichtiges irgendwie verschwinden. Zum Glück hat´s das nur einmal im Jahr, oder müssen wir da wegen des Klimawandels nun doch häufiger Schlimmeres erwarten?


Sonntag, 26. August 2012

Unser täglich Smartphone gib uns heute

Wenn Krups und Tefal *) gegeneinander prozessieren, weil der eine vom anderen irgendwelche Henkel oder Taster für seinen eigenen Toaster kopiert, dann muss man sich schon Mühe geben, diesen Vorgang überhaupt irgendwo in der Presse zu finden. auch wird Frau Müller (mit einem Tefal-Toaster) nicht mit Frau Schmitt (mit einem Krupps-Eierkocher) in Streit geraten, weil der Hersteller der einen von dem der anderen was abgeschaut hat.

Wenn Renault gegen Opel klagt, weil eine Technologie des einen im Auto des anderen wiederzufinden ist, dann verstehen wir nicht einmal, um was es da geht, zumal klar ist, dass ein Lenkrad und vier Räder und auch die neueste Sicherheitstechnologien in jedem Auto vorhanden sein müssen oder zumindest sollten. Auch hier gäbe es keine Diskussionen an der roten Ampel, bei denen der eine dem anderen erklärt, dass er sowieso das falsche Auto habe und der Gangschaltungsknopf im Grunde gar nicht in seinem Auto gehöre, weil der Hersteller des seinen ihn erfunden hätte.

Ja, bei Toastern und Eierkochern, bei Autos und vielen anderen Produkten des täglichen Lebens, Produkte, die wir brauchen, zu brauchen glauben oder eigentlich gar nicht brauchen nehmen wir zur Kenntnis, dass sie eben so sind, wie sie sind. Auch wissen wir, dass sie irgendwer mal erfunden hat und finden es allenfalls gerecht, wenn der eine dem anderen für dessen Idee Geld bezahlt, wenn er damit auch Geld verdient. Und irgendwann, auch das wissen wir, hat jeder das seine dazu beigetragen, dass die Dinge so sind, wie sie sind.

Anders bei unserem Smartphone. Wenn sich hier zwei große streiten, dann ist das, als wenn die katholische Kirche einen Großangriff gegen den Islam führte. Apple verklagte nun also Samsung wegen angeblicher Kopie Ihrer Features und gewann - dieses Mal. Man darf vermuten, dass die Klagerei sich noch viele Male wiederholen wird und mal der eine und mal der andere gewinnen oder verlieren wird. Es geht am Ende ja nicht um irgendwelche Kopien, es geht um Marktanteile und es geht um Geld, also schlicht und ergreifend um Macht. Und es geht, nein, nicht (!) um den Kunden. Der aber zieht sich spannenderweise genau diesen Schuh an.

Da gab sich nach Bekanntgabe, dass Samsung an Apple viel Geld zu zahlen habe, eine Nutzerin sogar beleidigt, weil Samsung Apple das ein oder andere Feature gestohlen haben soll und somit ihr heiliges I-Phone entehrte.

Es hat sich auch so unangenehm eingebürgert, dieses kleine Gerät, dass uns mit der Welt verbindet, falsches Wetter vorhersagt, unwichtige Mitteilungen von der Morgenwäsche des Absenders bis zur Verhaftung eines Menschen in fernen Ländern, von denen wir vorher nicht einmal wussten, dass es sie gibt, zum Streitpunkt vieler Verabredungen oder auch zufälliger Treffen wird. Trotzdem wird diesen Geräten soviel Wichtigkeit zugesprochen, dass man darum kämpft, auf Konzern- und auf Nutzerebene.

Was früher religiösen Organisationen und Ländern vorenthalten war, die teils mit Gewalt, teils mit unerträglicher Selbstherrlich- und gerechtigkleit ihrem gegenüber klar machen wollten, dass Jesus (Osho, Mohammed oder ähnliche) den einzigen Weg der Versöhnung und Wiederauferstehung (und anderer seltsamer Dinge)  biete, genauso muss man sich zuweilen nun von Smartphonejüngern mit einem mitleidigen Lächeln erklären lassen, warum man denn nun ausgerechnet das falsche Betriebssystem besitze - im Zweifelsfalle genügt es, dass es nicht von - nein, ich sage den Namen nicht - kommt. Der nämlich hatte die Idee unbestritten zuerst und war überhaupt ein Visionär und sowieso unfehlbar, ja, mit kleinen Macken, aber mit deren Hilfe, da hat er die Welt verändert.

Die Vision war es, Menschen zusammenzubringen, zu verbinden. Die Technologie dazu, zugegeben, hat er geliefert und das hat er gut gemacht. Die Philosophie aber, in der es letztlich nur um Marktanteile und Macht geht, die hat er trefflich verfehlt. Denn nun ist es so, dass Menschen sich ernsthaft um ein kleines Stück Technik streiten, es verteidigen, als wäre es ihr Neugeborenes und dabei nicht einmal, bei allen Unterschiedlichkeiten, die man gut oder schlecht finden kann, sauber miteinander kommunizieren können.

Nun mag man sagen, dass der Verbraucher der Geprellte ist, denn der will doch nur telefonieren, etc. Das stimmt allerdings nur bedingt, denn solange Verbraucher sich in Facebook als Atheisten bezeichnen (oder wahlweise Agnostiker, auch wenn Sie vermutlich nicht so genau wissen, was das bedeutet), sublimieren Sie den fehlenden Gott neuerdings eben mithilfe ihres Smartphones.

Schade eigentlich, dass aus einer Technik, die angetreten ist, Kommunikation zu erleichtern, zumindest in Teilbereichen eine zu werden scheint die Sie erschwert. Und beängstigend, dass sich Menschen tatsächlich vor diesen Karren spannen lassen, selbst Atheisten.

*) Tefal und Krups sind übrigens Teil eines Unternehmens, na, ob der Autor hier vielleicht, visionär wie er ist, eine Fusion herbeigeschrieben hat?

Mittwoch, 18. Juli 2012

Muss ich jetzt überrascht tun?

Die HSBC ('ne Bank übrigens) hat also Drogengeld gewaschen. Ui.

Und schon dreht die gesamte Hofberichterstattung – tschulljung Presse – frei und schreit "Bankenskandal". Uiui! Nach der Krise, die keine ist, jetzt der Skandal. Der ist allerdings einer, aber dazu später mehr.

Ja selbstverständlich waschen Banken Drogengeld. Weil sie's können. Und warum sollte ich etwas anderes glauben? Institute, die ohne mit der Wimper zu zucken ganze Volkswirtschaften das Klo hinunterspülen, die mit Lebensmitteln spekulieren und denen (Wachstum, Wachstum, Wachstum) scheißegal ist, dass dabei Menschen verhungern, die sollten bei Drogen plötzlich Skrupel entwickeln? Warum?

Davon abgesehen, dass der kluge aber leider nicht mehr unter uns weilende George Carlin schon Mitte der Neunziger gesagt hat, dass man Drogen nicht bekämpft, indem man den kleinen Dealer auf der Straße hops nimmt, sondern indem man die Banker köpft, die all das finanzieren, frage ich mich: Sollen wir ernsthaft annehmen, die Plantagen, die Labore, die Logistik, die Schnellbote und was es eben sonst noch für einen erfolgreichen Drogenhandel braucht, seien jeweils vom Himmel gefallen?

"Oh schau' doch José, die Koka-Plantage war hier gestern aber noch nicht." "Stimmt, Miguel – und ich weiß auch nicht, wo die ganzen Arbeiter und all das Equipment plötzlich herkommen – verrückt."

Geld braucht man, für den Anbau, die Veredelung, die Logistik, den Vertrieb und all die anderen lustigen Aspekte, dieser noch immer boomenden Branche. Und auf eben diesem Geld sitzen Institute wie die HSBC. Und sie verleihen es. Und wenn 1+1 nicht neuerdings fünf ist, dann sehe ich mich nicht veranlasst, so zu tun, als sei ich überrascht. Im Gegenteil: Überrascht bin ich darüber, dass nun alle überrascht tun. Das ist albern, das ist verlogen und vor allem ist es anmaßend, denn es setzt voraus, dass ich dumm bin. Denn nur die beiden Möglichkeiten gibt es: Die Journaille taugt tatsächlich nix und glaubt den Quatsch, den sie da schreibt oder sie verkauft mich für blöde. Beides gefällt mir nicht.

Und so wird also ein Bankenskandal beschrien. Und ja, da stimme ich ein einziges Mal zu. Denn es ist in der Tat ein Skandal, wenn eine Bank in ihren Kerngeschäften so saudumm ist, sich mit Drogenbossen erwischen zu lassen. Wenn jemand weiß, wie man unauffällig Geld wäscht, dann doch bitte diejenigen, die hauptberuflich damit zu tun haben – also mit Geld jetzt, nicht so sehr mit dem Waschen oder sonstigen Tätigkeiten, die tatsächlich ein Beitrag zur Gesellschaft wären. Also an den Pranger, mit den Idioten. Sie haben sich so blöd angestellt, dass das Blut an ihren Händen sichtbar wurde. Weg damit – wir wissen's zwar alle, aber wir möchten es doch bitte nicht sehen. In die Pleite den Laden. Böse böse Bankerbuben.

Aber – hups – da ist ja unser Schmiergeldverschiebeminister Schäuble vor, mit ESM und allem was dazugehört. So ne Bank – ei ei ei – sonst gerne – aber ne Bank? Neeee – das geht halt leider nicht. Bisschen Wirbel – kann man machen. Klar, auch nach Aufsicht schreien. Aber untergehen lassen? Das hätte doch Folgen – unabsehbare. Müssen wir retten – sorry.

Nee - is klar.


PS: Nur für jene, denen es auffiel: Selbstverständlich sind keine Verlinkungen zu den ursprünglichen Artikeln der Hofberichterstatter mehr im deformiertengebinde. Die Content-Mafia möchte das nicht. Bittesehr. Sollen sie ihre Artikel selbst lesen und schauen, woher die neuen Leser kommen (Wachstum?). Da wir uns keinem Verlag unterworfen haben, sondern einfach Spaß daran, unsere verschwurbelten Gedanken niederzuschreiben, dürft Ihr/dürfen Sie selbstverständlich zu uns verlinken, uns zitieren und so tun, als wäre all das Eure/Ihre Idee gewesen.

Samstag, 7. Juli 2012

Scheitern Sie wohl!

Die Eurokrise will und will nicht verschwinden, wobei, es ist ja nicht nur eine Euro-Krise, sondern auch eine Europa-Krise und natürlich auch eine Banken-Krise. Hinzu kommt die Koalitions-Krise und die Politik-Krise, die Bildungs-Krise und die Betreuungs-Krise, die Seehofer-Krise (die währt ja schon lange) und die Merkel-Krise, die Armen-Krise und die Reichen-Krise, die Pisa-Krise und, ach, irgendwie hängen die doch alle zusammen.

In Wirklichkeit haben wir aber doch eine Informations-Krise und daraus folgend eine Experten-Krise, allenfalls noch eine Krise der ModeratorInnen, die sich berufen fühlen, diese sogenannten Experten immer und immer wieder zu interviewen, um immer und immer wieder zu den selben Ergebnissen zu kommen, nämlich: zu keinen.

Wenigstens sind Hans-Olaf Henkel mit seinem kleinen Anti-Euro-Büchlein und Utz Claassen, der in irgendwelchen Vorständen viel Geld verdient hat, nicht mehr allzu präsent. Dafür aber wird uns permanent Dirk Müller präsentiert, irgendein Börsenmensch, der nicht müde wird, seine These brav zu repetieren, die ungefähr so lautet: "Weil wir alle eine unterschiedliche Wirtschaftskraft haben, ist der Euro per se nicht geeignet." Mit diesen Worten könnte er schließen, tut er aber nicht, sondern wiederholt - brav eben - Stund um Stund diesen einen Satz in verschiedenen Nuancen, so dass ihn auch der krisengeschütteltste noch versteht und daraus schlussfolgert, dass die Griechen raus müssen.

Fehlen darf auch der Grieche nicht, der zum Thema zwar nichts Plausibles zu sagen hat, aber immerhin Grieche ist, oder der, der zum Thema auch nichts zu sagen hat, auch kein Grieche ist, aber mal in Griechenland gelebt hat. Ja, die Luft wird dünn und selbst die Talkshows wissen, dass man irgendwann selbst eines noch so nett dreinschauenden Menschens müde wird.

Derweil schmettern Generalsekretäre (warum müssen die eigentlich immer so sehr hässlich aussehen?) ihre Sprüche in die Kamera. Zur zeit sehr beliebt ist das Wortpaar "Konsolidierung und Stabilisierung" und glauben, dass man ihnen glaubt. Was sollen Sie denn auch sonst tun? Mir fiele da was ein.

Und wenn die Politik schon nichts mehr zu sagen hat, dann melden sich die wahren Experten zu Wort. Endlich! Kürzlich über 100 Wirtschaftswissenschaftler, die einen offenen Brief geschrieben haben, in dem zu lesen ist, dass sie das direkte Anzapfen des Rettungsschirmes durch die Banken für gefährlich halten. Da denkt man doch: "Ah, endlich sagen mal die was dazu, die es doch wirklich wissen müssen!".

Weit gefehlt. Postwendend kommt der Gegenentwurf von einer Gruppe ebenso in der Thematik bewanderter - dachte man bis hier - und behauptet das komplette Gegenteil. Der Verdacht liegt nahe, dass hier parteipolitisches Kalkül vorliegt und es sich schlicht um Lobby-gesponserte Briefeschreiber handelt. Was soll man denn sonst auch denken?

Aus all den Fachbegriffen wird Volk (und auch der Rest) eh nicht mehr schlau: ESM EFSM, LMA, ZBGH, gleich wie man das Kind nennt. Die eigentliche Krise liegt weder im Euro, noch in Europa, noch in den Banken. Die eigentliche Krise liegt in der Unfähigkeit, etwas klar und deutlich zu kommunizieren. Am End ist das vielleicht auch gar nicht gewünscht, denn wenn alle alles verstünden, könnte auch nicht mehr geschachtert und gemauschelt werden. Also streut man Informationen von kalt bis heiß, vergibt abstruse Namen und verkürzt diese dann zu einem ESM und macht am Ende irgendwas, von dem man sowieso nicht weiß, ob es funktioniert oder nicht.

Dabei genügte es, auf den gesunden Menschenverstand zu hören, der aber geht wohl in dieser völlig überdimensionierten und größenwahnsinnigen Gemengelage verloren. Da helfen auch weder 3 Millimeter, noch 4 Milliarden Jahre. Scheint so.

Matthias Horx, seines Zeichens Trendforscher, beendet eines seiner Bücher mit einem freundlichen "Scheitern Sie wohl!"

Dem mag ich mich anschließen.

4 Milliarden Jahre

In vier Milliarden Jahren also ist es soweit: Unsere Milchstraße wird auf die Andromeda-Galaxie treffen, und das mit schlappen 400.000 Stundenkilometern. Dabei kommt es vermutlich nicht einmal zu Zusammenstößen, dafür aber zu Verschmelzungen, was im Ergebnis nicht beruhigender sein muss.
Am End aber wird es in diesem Zeitraum der Erde sowieso schon schwer gemacht worden sein, da die Sonne in vier bis fünf Milliarden Jahren Ihren Dienst auch quittieren wird.

Was geht´s mich denn an?

Nun muss man mit einem solch fernen Ziel tatsächlich nicht wirklich kalkulieren, ja, man kann es nicht einmal, weil eben so fern und für unser hiesiges und heutiges kleines, kurzes, bescheidenes Leben ohne jeden Belang.

Die Botschaft aber ist eindeutig: Wir Menschen und alles um uns herum sind Gast in diesem Universum, sei es für vier, fünf oder sechs Milliarden Jahre. Es könnten genauso fünf Stunden oder Monate sein, das Ergebnis bliebe das selbe, zumal wir sekündlich mit der realen Gefahr des Untergangs unseres eigenen Universums , also unseres Selbst, konfrontiert sind.

Tot bleibt tot

Hermes Trismegistos beschrieb es - so die Legende -  treffend mit den Worten "Wie Oben, so Unten und wie Innen, so Außen", will heißen, alles sind wir und wir sind alles. Wenn wir sterben, stirbt unser Universum und wenn unser Universum stirbt, dann sterben wir eben auch. Recht hat er, denn tot ist tot, gleich wen es zuerst dahinrafft.

Umso unverständlicher scheint mir die Wichtigkeit, die uns umnebelt und die uns immerfort dazu bringt, das zu tun, was wir eben zu genüge tun: Wir rangeln um Wahrheiten, wer denn nun die beste und die wahrhaftigste hat, scheuen uns nicht, unsere Wahrheit mit Mord und Totschlag, Verleumdung und Diskreditierung des anderen zu verteidigen, säen Zwietracht, statt verstehen zu wollen und halten uns für unwiderstehlich.

Wir klammern uns an dem bisschen Wissen, dass uns die Herren in weiß verkaufen und meinen, dem Stein der Weisen nur noch Millimeter (am Ende nur 3 derer) entfernt, um in vier Milliarden Jahren dann doch perdu zu sein.

Doch nein, wir sind Gast, nicht mehr und nicht weniger, und wenn wir auch noch so weit reisen, in 4 Milliarden Jahren gehen die Lichter aus. Grund genug, sie derweil einzuschalten, um uns die verbleibende Zeit so hell und angenehm wie möglich zu gestalten. Dafür haben wir nicht nur 4 Milliarden Jahre Zeit, sondern auch noch die besagten 3 Millimeter.

Montag, 28. Mai 2012

3 Millimeter

Ich erinnere mich an eine kleine Meinungsverschiedenheit, die ich mit dem Ortsvorsteher meiner Heimatstadt hatte. Er berichtete über Jugendliche und deren Zerstörungswut in diesem kleinen Städtchen. Tatsächlich ist nichts vorgefallen, aber er homunkelte, dass es ja passieren könnte. Das wollte ich, selbst damals in jungen Jahren, natürlich nicht dabei belassen. also schrieb ich einen Leserbrief.

Das unterscheidet das "Früher" von "Heute": Mein Leserbrief nahm seinen Weg in die Redaktion des ortsansässigen "Käseblattes", wie wir es liebevoll nannten, wurde vom Redakteur gelesen, wenn nötig redigiert und bestenfalls abgedruckt. So geschehen erregte es einiges an Aufsehen, alleine, weil ich es wagte, jenen Menschen öffentlich zu kritisieren.

Genau das aber ist der Sinn von Meinungsfreiheit, dass eben nicht alle einer Meinung sein müssen und diese Verschiedenheiten zudem frei äußern dürfen und auch sollen. Und es ist eine Errungenschaft, die dem Menschen zu Teil wurde, nämlich kommunizieren zu können und zwar weit über das Gebelle, Gekrähe und Gepiepse seiner tierischen Vorfahren hinaus.

Die mussten und müssen sich weitestgehend nach ihrer emotionalen Lage verhalten, die allen anderen Denkebenen im limbischen System vorgeschaltet sind - in einem Teil des Gehirnes aus grauen Vorzeiten, der aber immer noch recht aktiv ist.

Genaugenommen sind es letztendlich 3 Millimeter, die über unsere Fähigkeit zu sprechen, entscheiden. So dick nämlich ist unsere Hirnrinde, der Neocortex, indem sich das zusammenbraut, was wir dann aussprechen oder zu Papier bringen.Ohne dies wäre es kaum möglich gewesen, eine Gesellschaft aufzubauen, wie wir sie derzeit vorfinden, mit derart differenzierten Strukturen und Meinungen.

Bis zu dieser Entwicklung lebten die Wesen dieser Erde - wie gesagt -  vorwiegend nach ihren Emotionen, die spontan entscheiden, was gerade zu tun ist.

Neben der Sprache war es dann die Schrift, die es ermöglichte, derartige Meinungen auch über die direkt erreichbaren Personen hinaus zu verbreiten. Der Buchdruck verlieh ihr weiter ungeahnten Popularität, denn nun waren der Verbreitung von Meinungen kaum noch Grenzen gesetzt. Als letzter Milestone sei das Internet genannt. Wegen der zahllosen Webseiten müssen wir nun nicht mehr teuer Papier bedrucken, um unseren Unmut oder gar unsere Freude mitzuteilen - es genügt ein "Post" auf einer Webseite oder auf einer der zahlreichen Seiten, die wir, weil so viele draufgucken, social medias nennen.

Mit all diesen Möglichkeiten und mit der Anhäufung von Meinungen und vermeintlichen Wahrheiten, vor allem aber mit der Geschwindigkeit, um nicht zu sagen Echtzeit, in der wir unseren Gefühlen Ausdruck verleihen können, kommt etwas hinzu, was wir bisher nicht einmal von der Sprache gewohnt waren. Denn hier ist das gesagte Wort zwar gesagt, im Moment des Aussprechens aber auch schon wieder verflogen. Wir haben die Möglichkeit, richtig zu stellen, es anders gemeint zu haben und auch zu revidieren. Was aber in einem Forum steht, das steht. Es mag der momentane Ausdruck unsere Emotionen sein, steht aber auf ewig da.

Damit umzugehen, das ist vielleicht die größte Herausforderung der sozialen Netzwerke, in denen eben schnell mal das persönliche Empfinden zum Ausdruck gebracht wird, die Wirkung aber umso langlebiger ist. Da wird diskreditiert (gedissed), diffamiert, über einen Kamm geschoren und debattiert.

Wer hier anderer Meinung ist, dem muss man nicht unbedingt begegnen, um sich "auszutauschen", sondern gegen den kann man schießen, wie es gerade beliebt. Wer die meisten "Freunde" oder "Follower" hat, der sitzt am vermeintlich längeren Hebel und wenn gar nichts mehr hilft, dann- platsch - verschwindet er von der Freundesliste. Zur Deutlichmachung wird dann noch schnell der Status von "ist in einer Beziehung mit ..." auf "ist single" geändert.

Die Schnelllebigkeit des Mediums gebietet, dass man rasch auf den Punkt kommt und möglichst drastisch darlegt, was man denkt und fühlt, denn schnell gilt es, Meinungen zu noch anderen Themen in noch anderen Diskussionen abzugeben. Differenzieren und ausgewogen zu argumentieren fällt flach, zumal der Post schnell noch an der Supermarktkasse, nach dem dritten Bier in der Kneipe oder in der überfüllten S-Bahn abgegeben wird.

Mag sein, dass es en vogue ist, zu allem, aber auch allem, seine Meinung niederschreiben zu müssen, die Leichtigkeit des Mediums aber täuscht grandios über die teils schwere Wirkung hinweg, und viel zu schnell werden Dinge geschrieben die, so zumindest hoffe ich bei manchen Posts, am End, sauber zu Ende gedacht, so nie gesagt worden wären.

Ergo: Wir müssen lernen, Sprache sinn- und zweckvoll einzusetzen, gerade weil sie mittlerweile so leicht und schnell verbreitbar ist und gerade weil Sprache so schwer und lange in den ewigen Datenbanken und somit in den entsprechenden Foren verweilt. Emotionen sind sicherlich der wichtigste Motivator, eine Botschaft zu verbreiten.

Die 3 Millimeter unserer Hirnrinde aber sollten immer das letzte Wort haben, denn sonst haben uns die neuen Medien nichts weiter gebracht, als dass Wut, Ärger und Hass einfach nur schneller verbreitet werden, als es früher der Fall war, statt ihnen in wenigstens einigermaßen durchdachten Botschaften zu begegnen.

Solche Dinge zu lernen, und das mag die gute Botschaft sein, dazu sind unsere 3 Millimeter übrigens auch in der Lage. Also lasst sie uns nutzen, sonst wäre dieser evolutionäre Schritt tatsächlich für die Hasen gewesen. Denen übrigens fehlt diese Eigenschaft weitestgehend.








Sonntag, 27. Mai 2012

Main CSD? Dann lieber kein CSD.


P: Kann denn jemand bitte ganz schnell Arbeitsplätze schaffen, (Steinbruch z.b.)
:-))))))) das diese Idioten endlich was zu tun haben. Vielleicht Aufräumarbeiten. Zum Beispiel vor der EZB. Es ist eine Schande für unsere Stadt. Langsam reicht es. 

B: Meine worte! Wer seinen hintern jeden morgen aus dem bett bewegen muss um seine broetchen selbst zu verdienen, hat ueberhaupt keine energie fuer so nen unsinn. Meiner meinung sollten politikern die sich mit auf diesen brachialen status stellen der (gut bezahlte) abgeordnetenstatus aberkannt werden..

P: sei bedankt.......und wieder sind wir einer meinung

So las ich es kürzlich in Facebook. Und P und B (Namen geändert, um die Schuldigen zu schützen) sind nicht Mitglieder der NPD, die über den CSD herziehen, sondern Mitglieder genau des Vereins in Frankfurt, der den CSD ausrichtet. B arbeitet außerdem für ein schwules Magazin und die beiden Dummbeutel ziehen hier über eine Occupy-Aktion her.

Und deshalb entsteht dieser Blogeintrag: Weil Dummheit hier keine Entschuldigung mehr ist. Weil – vom sprachlichen Unfug mal abgesehen – die ganze Wortwahl so intolerant und menschenverachtend ist, dass ich kotzen möchte, wenn solcher Schwachsinn ein Fest für mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen mit ausrichtet.

FUCK YOU! Wer Toleranz fordert, hat sie auch zu leisten. Und da gibt es keine Trennung zwischen dem Projekt und dem Privaten. Nichts gegen eine inhaltliche Auseinandersetzung, aber die Wortwahl hier ist unter aller Sau.

Deshalb fordere ich den Förderverein Zukunft Spenden e.V. dazu auf, sich öffentlich von den Äußerungen der beiden Mitglieder zu distanzieren und Konsequenzen zu ziehen. Es kann und darf nicht sein, dass nur mir der Kragen platzt, wenn von "Idioten", Arbeit im "Steinbruch" und einer "Schande für unsere Stadt" die Rede ist.

Als Schwuler beschämt, als Mensch wütend. Oliver Bomsdorf.

Donnerstag, 24. Mai 2012

Wenn Dummheit weh täte…

Den Spruch kennen'se noch, ne? "…dann würdest Du den ganzen Tag schreien", geht das weiter. Dumm nur, wenn man das Gefühl hat, "alle spinnen außer ich!". Dann wird's blöd. Dann fragt man sich zwangsläufig, ob man vielleicht selbst einen an der Waffel hat und sonst alles richtig tickt. Aber wie ich's auch drehe und wende, da wird kein Schuh draus.
Worum's geht? Na hier, Facebook – Börsengang, Börsenflop, Talfahrt, Enttäuschung, Sammelklage. Sammelklage? Ja doch. Sammelklage, weil "Buhääääääääh". Oh BITTE!
Ich darf mal aus Spiegel online zitieren: "Im Vorfeld des Börsengangs seien "zentrale Informationen" über die Geschäftslage von Facebook nur "selektiv offengelegt" worden – zu Gunsten institutioneller Investoren und zu Lasten von Kleinanlegern."
So viele Überraschungen in so wenig Text, wa? Banken, die sich zu Lasten von Kleinanlegern bereichern. Uiiiii! Dürfen die das denn? Das ist ja – also SKANDAAAAAAL möchte man schreien. Sowas hat's ja noch nie gegeben. Schon gar nicht in den quasi-kommunistischen USA. Gut, man mag sich fragen, ob der IQ der Kleinanleger schon oberhalb der eigenen Körpertemperatur anzusiedeln sei und ob sich da tatsächlich der "Kleinanleger" Anwaltskanzleien wie "Bla, Blubb, Wix & Partners" leisten kann, um sammelzuklagen. Aber das sei ein anderes Thema.
Da sitzt er nun also, der halbwegs betuchte Amerikaner, auf seinen Facebook-Aktien und wundert sich. Wundert sich darüber, dass er möglicherweise von Sackerbörg und den Banken tief und schmerzhaft mit der Faust … also jedenfalls beschissen wurde, möglicherweise. Na und genau hier denke ich so "Spinne jetzt nur ich oder alle anderen?"
Mal ganz von der Internetblase abgesehen, die ja schon mal für so großen Spaß an den Börsen gesorgt hat, wollen wir doch mal gucken, womit sich Herrn Zuckerhaufen bisher so hervorgetan hat. Es heißt ja, lesen bildet – in diesem Fall hätte der Gang ins Kino genügt. Lernen wir doch aus Finchers lahmem Blockbuster, dass gar nicht mal so klar ist, ob Zuckerberg das Facebook-Biest überhaupt selbst erdacht hat oder ob er doch nur im richtigen Moment die richtigen Leute hat am Wegesrand liegen lassen, um allein und rücksichtslos zu profitieren. Wir lernen, dass auch langjährige Freunde/Partner von einem auf den anderen Tag aus der Unternehmung gefickt wurden, damit der feine Herr Zuckerberg noch ein paar Milliönchen mehr einstecken konnte. Und darüber hinaus weiß die ganze Welt, dass seitens Facebook noch nicht eine Vereinbarung eingehalten wurde. Immer wenn wieder irgendeine Politmarionette das Datenschutz-Fähnchen hochgehalten hat, ließ Zuckerberg verlautbaren, man nähme Rücksicht und selbstverständlich würden die Nutzer gefragt, bevor sie z.B. die Chronik aufs Auge gedrückt bekämen und keine zwei Wochen später – schwupps – hat er doch gemacht was er will.
So. Und eben diese verlogene Wurst und ein vollkommen überbewertetes Unternehmen gehen nun an die Börse. Und Bumms – ein kleiner Haufen von Menschen ist plötzlich viel reicher und ein viel größerer Haufen wundert sich, dass er kein Stück vom Kuchen abbekommt. Wundert sich also darüber, dass Mark-die-heilige-Maria-der-Ehrlichkeit-Zuckerberg eventuell vielleicht unter Umständen nicht so ganz ehrlich war, beim Einsacken neuer Milliarden.
Sollte dieser Ausbund von Freundlichkeit, Loyalität und Transparenz tatsächlich auch beim Börsengang vertuscht, gelogen und beschissen haben? Mir scheint, es hätte kaum einen Amerikaner gewundert, hätte der lockige Zwockel in der Kirche einen Jesus am Kreuz bespuckt, aber die Börse belügt man nicht, da ist der Spaß vorbei. Börsengänge sind heilig. Da ist man aufrichtig, selbst wenn man's im Leben noch nie war. Deshalb ist ja nun auch die Sammelklage logisch – eine Kreuzigung wäre schlüssiger. Anwender belügen, okay. Datenschützer, ach – selbstverständlich. Unternehmer mit falschen Versprechungen zu Werbung überreden – meinen Segen haste. Langjährige Partner über den Tisch ziehen – hmmmm. Aber die Börse belügen? Nur weil man's kann? Tz tz tz. Und ich frage mich, ob ich spinne.

Hat eigentlich mal jemand nachgeschaut, ob Zuckerberg und seine Mai Ling noch im Land sind?

Manchmal tut die Dummheit anderer mir körperlich weh.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Liebe Frankfurter - euch ein paar erholsame Tage

Liebe Frankfurter,

wer seid ihr denn eigentlich, euch das Recht herauszunehmen, anderen selbiges zu nehmen? Achso, ja, da waren ja die bösen Demonstranten, die eure Stadt so böse zugerichtet haben. Und jetzt geht ihr natürtlich davon aus, dass alle Demonstranten so böse sind. Das heißt, Rechte und Salafisten, die hätten schon demonstrieren dürfen. Aber da gibt´s ja auch keine adäquate Lobby; während das Geld bei euch in Frankfurt natürlich eine gaaaanz große Lobby hat.

Was mich ja auch etwas wundert ist, dass ausgerechnet die Grünen das Verbot mittragen. Obwohl, die Occupy-Bewegung wird da ja gerne mal mit den Piraten in Verbindung gebracht - und die mögen die Grünen ja auch nicht so, weil sie ihnen gerne mal zeigen, wie gesättigt und ideenlos Roth, Trittin und Co. mittlerweile geworden sind.

Gut,  Ich hab einfach nicht nachdacht. Aber während ich das hier so schreibe ist es mir dann doch noch klar geworden.

Dann will ich nicht weiter stören und wünsche euch viel Spaß und Erholung in den nächsten drei Tagen, ihr habt´s euch echt verdient.

Samstag, 12. Mai 2012

Un-ion, Junge, NRW

Davon habt Ihr doch sicher auch schonmal gehört, oder? Dass man manchmal denkt, es könne nicht schlimmer kommen…, na, Ihr wisst, was ich meine. Also kommt Ihr, Junge Union, NRW, mit einem Wahlplakat daher "Wer seine Mutter liebt, wählt CDU." Aha.
Und da sitze ich nun und weiß nicht, ob ich im Strahl kotzen oder doch applaudieren soll, denn im Grunde steht auf Wahlplakaten ja sonst auch nix Sinnstiftenderes, es steht nur sonst nicht so deutlich dran. Das heißt, ich bin ein bisschen stolz auf Euch. Selten hat es jemand so – haha – plakativ verdeutlicht, wie dünn die Botschaften dieser gedruckten Dummheiten sind, von denen nun mittlerweile auch der blödeste Wähler verstanden haben muss, dass sie nach der Wahl kaum den Fetzen Papier wert sind, auf dem sie mal unter irgendeine Fresse geschrieben wurden, die man auch nicht kennt, geschweige denn sehen wollte. So gesehen ist "Wer seine Mutter liebt…" ja der vielleicht beste Grund überhaupt irgendeine Partei wählen zu wollen. Ganz grundsätzlich gesprochen versteht sich, denn zum Einen bin ich voller Zuversicht, dass meine Mutti es als ziemlichen Affront sähe, behauptete ich ihretwegen die CDU zu wählen, zum Anderen bin ich ganz und gar abgeneigt eine Vereinigung zu wählen, die die Vorsilbe "un" trägt.
Da wir uns aber wieder einmal in einer Zeit befinden, die gerne von Medialen, die ihre Mutter nicht sonderlich gern zu haben scheinen, zum Superwahlblabla hochstilisiert wird, hier noch ein paar Vorschläge für das nächste unglaublich witzige Plakat:

Undemokratisch, unverschämt, Union.

oder auch:

Unwahr, unmoralisch, Union.

Nur so ein Ungedanke und Unvorschlag von mir, ganz ohne Unbill.

Dienstag, 24. April 2012

Die Tribute von Langweil

Oder: Running Man trifft Kindergeburtstag.

Wir deformiertesgebinde sind ja schon über so manches hergefallen, verbal, aber noch bisher nicht über einen Film. Ich war nun aber gestern, seit langer Zeit, mal wieder im Kino, um mir den jüngsten Hype, "Die Tribute von Panem" anzusehen. Und an diesem Streifen nervt derart viel, dass man darüber einen eigenen Film drehen möchte.
Da sich nun der letzte Post hier mit überflüssigen Institutionen befasst, will ich mit dem anfangen, wofür der Streifen vordergründig nix kann: der Altersfreigabe. Wenig geschätzte FSK: Was macht Ihr eigentlich beruflich? Ich habe hier ein Konsolenspiel, "Kingdoms of Amalur, the Reckoning". In diesem werden ausschließlich irgendwelche Fabelwesen gekillt. Zugegeben, das geschieht ein bisschen schlotzig, also mit roter Soße – Computergrafikblut – uiuiui. Keine abgetrennten Körperteile, keine fliegenden Köpfe, keine Menschen. Nur Gnome, Feien, Elfen, all so Zeug. Das Spiel ist ab 18!
Wenn in den "Tributen" die Action denn – nach gefühlten zwei Stunden – losbricht, dauert's keine 30 Sekunden und 12 der 24 Kinder zwischen 12 und 18 sind tot. Niedergestochen, -geschlagen, -gepfählt, -gemetzelt von den verbleibenden 12. FSK: 12. Computerelfenblut, das man sieht also FSK 18, killende Kinder, deren Gemetzel dank der freihändigen Kamera in einer Art "Unser Kameramann hat leider Parkinson"-Szene untergeht FSK 12 – niedlich?
Aber zurück zu den 142 Minuten, die sich der Film nimmt, um nix, aber auch gar nix, zu erzählen. Und man möge mich nicht falsch verstehen: Ich mag es, wenn Filme sich Zeit nehmen, Charaktere und Plot einzuführen. Der Zeit nimmt sich dieser Film viel. Soviel, dass man – einen Trailer hat man ja gesehen – dann doch irgendwann denkt: Jetzt könnt's halt mal losgehen. Und siehe da, nachdem man diesen Gedanken etwa zum 37. mal hegte, geht's denn auch los. Mit der oben beschriebenen Szene startet das "Hungerspiel", in dem eben nur eines der Kids überleben darf und dann – die Idee ist so oll wie sie klingt und wurde auch erst x-mal verfilmt – mit Reichtum und Ehre überschüttet wird. Rummsbumms also, 12 tot. Blöd nur, dass der Film – in all der Zeit, die er sich dafür nimmt – nix erklärt, außer der dünnen Rahmenhandlung: 12 unterjochte Distrikte schicken je einen Jungen und ein Mädchen in die Hauptstadt, um an den Hungerspielen teilzunehmen, die – in Gedenken an irgendeinen Aufstand – die Unterjochung manifestieren und das TV-Publikum amüsieren sollen.
Der – bestenfalls geistig bereits gereifte – Zuschauer sitzt da und denkt: Warum? Es gibt keinen ersichtlichen Grund dafür, dass die Kindlein plötzlich einen Schalter umlegen und im Kill-Modus sind. Es gibt auch keine Erklärung dafür, dass manche der Kinder es nicht sind (wir brauchen noch ein paar von "den Guten", sonst wird's zu blutig). Es ist nicht einmal klar, warum sich die Hauptdarstellerin verhält, wie sie sich verhält, obwohl um sie herum eine oblatendünne Familien-Drama-heul-Geschichte gesponnen wird. Es wird gerannt, gejagt, weggelaufen, getrickst, geblutet, genesen und gestorben. Und selbst das mit großem Bohau aufgebaute Drumherum, also der böse böse Konzern hinter allem, die bösen bösen Mächtigen, die sich all das im TV anschauen (siehe Running Man, die Truman-Show), bleibt ein mit großem Bohau aufgebautes Drumherum – sinnentleert, lauwarm, frei von Story. Dem sonst großen Donald Sutherland sollte man seine Hollywood-Lizenz entziehen, dafür, dass er sich für diesen Streifen hergegeben hat.
Soweit so blöd. Aber den Machern offenbar noch nicht genug. Die Fortsetzung fest im Blick reißt der Schinken weitere Themen an, die ebenfalls aus dem Nichts entstehen und auch gleich wieder darin verpuffen. Es gibt einen kleinen neuen Aufstand im elften Distrikt, der ebenso schnell losbricht wie er niedergeschlagen wird, es gibt eine Liebesgeschichte im Hungerspiel und einen eifersüchtigen Freund im heimischen Distrikt, es gibt einen Fernsehschaffenden, der sich – im Auftrag seiner Vorgesetzten – das Leben nimmt und dann ist der Film vorbei. Das Hungerspiel ist zu Ende (die Wendungen darin sind künstlich und unglaubwürdig) und all die angerissenen Geschichten stehen im Raum und sorgen dafür, dass nach den 142 Minuten nur ein fader Nachgeschmack bleibt und der Gedanke: 22 Minuten hätten's auch getan.

Liebe Urheber

... oder Rechteverwerter (hört sich an wie Tierkadaververwerter) oder wer auch immer diese dämliche Diskussion vom Zaun gebrochen hat. Mir scheint, ihr seid euch selbst wenig einig darüber, wer sich gerade darüber beschwert, dass eure Ergüsse gelesen, angeschaut oder gehört werden. Also, macht das doch bitte erst mal unter euch aus.

Klar, wenn ich was schreibe, dann will ich ein Feedback, bestenfalls Geld für das was ich geschrieben hab. Das soll so sein, zumal dann, wenn ich davon lebe.

Was aber habt ihr alle am Internet noch nicht verstanden? Sollen wir es euch erklären, da gibt´s doch bestimmt auf (Achtung: Igitt!) Youtube entsprechende Screencasts (sorry: Lernvideos), in denen das recht dezidiert erklärt wird, die Sendung mit der Maus hat bestimmt auch schon das ein oder andere darüber berichtet, oder schaut euch doch einfach das deformiertegebinde mal an.

Also, das ist so: Da macht wer was, steckt Idee, Zeit und Geld da rein und will, dass es verkauft wird. Das ging bisher nur, richtig, über geeignete Distributionskanäle, also Verkaufsstellen. Und über euch, liebe Rechteverwerter, die sich scheinbar die Falten aus dem Sack (oder wahlweise anders wo) raushauen und nur drauf warten, dass der "Künstler" sich bei euch anmeldet. Und dann wird verteilt, Geld nämlich: Zuerst an euch, eure Vorstände, eure Büros, eure neuen Computer, eure Sekretärinnen, eure Abmahn-Infrastruktur und all die anderen Dinge, die ihr so braucht, um den Tag rumzukriegen.

Am Ende des Jahres wird dann geschaut, wie viel Geld (huch!) von alledem übrig geblieben ist, und dann wird verteilt, an euch und ... ach ja, an die "Künstler". Die müssen notfalls sogar an sich selbst bezahlen, weil sie, wie ungewöhnlich, ihre Werke ja auch verwenden, und bekommen am End des Tages einen Bruchteil zurück. Hab ich da was falsch verstanden? Na dann, nur zu, erklärt´s mir (und die IHK und alle anderen Burschenschaften dürfen mir ihren Zweck auch gerne erklären, wenn wir schon mal dabei sind).

Und dann kommt da so ein Rüpel und verwendet eure Kunstwerke, um irgendein doofes Youtube Orgienvideo zu untertiteln. Grund genug, selbstredend, eine Abmahnung rauszuschicken und den Hinweis "Dieses Video ist in Deinem Land leider (!) nicht verfügbar" zu posten. Dass so manches eurer verwalteten Werke niemals an die Öffentlichkeit gedrungen wäre, ja so mancher "Künstler" nie bekannt geworden wäre, gäbe es (Achtung: Igitt!) Youtube und andere Portale dieser Art nicht, das verschweigt ihr alle wohlwollend. Warum auch Öl ins Feuer schütten, könnte ja jemand merken, dass alles sein Für und Wider hat.

Das Internet, um anzuknüpfen, bietet ja mittlerweile viele Ideen an, wie jeder zu seinem Recht kommt. Wie wäre es mit nem Cent pro Klick, dann würden vielleicht auch nicht mehr allzu viele Blödsinnsvideos angeschaut werden, wie es bisher der Fall ist. Wie wäre es damit, dem "Künstler" die Wahl zu lassen, ob er sein (SEIN!) Kunstwerk für Lau ins Netzt stellen will, ohne, dass ihr gleich die Hand aufhaltet. Wie wäre es, wenn einfach jeder mit seinem (SEINEM!) Werk machen kann, was er will. Und wenn er will, dass ihr mitkassiert, dann kann er das ja kundtun.

Ich weiß: So einfach ist das nicht. Genau, das sehen viele andere auch so, weil sie gar nicht so genau wissen, was ihr, liebe Rechteverwerter, den ganzen Tag so tut, außer euch und eure "Künstler" zu verwalten.

Ich denke, liebe Rechteverwerter, ihr merkt so langsam, dass durch die rasante Verbreitung des Internets eure Aufgabe in diesem ganzen Getriebe gar nicht mehr so klar ist und ihr merkt, dass euch das Internet eure Existenzberechtigung streitig macht. Ich glaube ihr habt schlicht und einfach den Überblick verloren und merkt, dass im Internet eure Kontrollmechanismen nicht mehr greifen. Vielleicht solltet ihr doch mal den ein oder anderen Screencast anschauen, um zu begreifen, dass ihr nicht mehr so ganz up-to-date seid.

Dann könnt ihr auch noch verhindern, dass in ein paar wenigen Jahren eure zahlenden Konsumenten sagen: "Sorry, aber das neue Musikstück poste ich nicht, dass ist mir zu stressig mit euren Abmahnanwälten, achso, verlinken, nöö, das ist mir zu unsicher, schaut mal selbst, wie eure "Künstler" ihre Werke bekannt machen ...!"

Und wenn das alles, was ich hier schreibe, völliger Mumpitz ist, dann ... klärt mich doch einfach mal richtig auf, und all die anderen, die das nicht verstehen gleich mit. Wird ja endlich auch mal Zeit!

Montag, 23. April 2012

Wohlblö.de

Liebes mobile.de,
zuerst einmal bin ich natürlich enttäuscht, dass es bei Dir gar keine Mobiles gibt sondern Autos. Aber was mich noch mehr verwirrt, ist Deine aktuelle TV-Kampagne, die da wie folgt endet: "Es gibt über eine Millionen Autos da draußen. Welcher ist Dein Nächster?".
Äh – wat? Welcher Auto? Oder sind das zwei voneinander unabhängige Informationen. Aber was geht's dann Dich an? Ich bin mit meinem Aktuellen sehr glücklich, ein "Nächster" ist nicht geplant noch vonnöten. Und selbst wenn, warum sollte ich einem Portal, das teure, die Luft verschmutzende Fortbewegungsmittel aus einem längst vergangenen Jahrtausend vertreibt verraten, welcher mein Nächster ist? Ich darf doch um etwas mehr Zurückhaltung beim Fragen von Fragen bitten.
Danke dafür.

Samstag, 21. April 2012

Abweichler abschaffen

Da ging doch letzte Woche ein Vorschlag durch die Presse, den ich nicht unkommentiert lassen möchte. Von einem Maulkorb im Bundestag ist die Rede. Also davon, Abgeordnete, deren Meinung von der der Fraktion abweicht, nicht im Plenum sprechen zu lassen, bzw. nur nach vorheriger Genehmigung der Fraktion und dann lieber auch nur kurz. Aha.
"Die lustige CSU", dachte ich zuerst. Die müssen sich ja mit dem D für demokratisch in ihrem Dateinamen nicht herumplagen. Aber sieh' an, der Vorschlag ist ein gemeinsames Verbrechen von Union, SPD und FDP. Dieselbe Mafia wundert sich gerade, warum die Piraten so populär sind – oh Herr schmeiß Hirn vom Himmel.
Sei's wie … Wie so oft, geht mir der Vorschlag nicht weit genug. Es wäre ja auch eine Überraschung, wenn in Berlin mal jemand was richtig macht. Zuerst einmal scheint mir die Idee Potenzial zu haben, aber das muss in der Umsetzung natürlich wesentlich spürbarer werden, als in einem halbherzigen Maulkorb.
Ich schlage deshalb vor, dass bei der Vereidigung eines Mitglieds des Bundestags künftig nicht mehr "Nach bestem Wissen und Gewissen" geschworen wird, sondern "Wes Brot ich ess', des Lied ich sing". Nur konsequent werden Abgeordetengehälter dann selbstverständlich aus Parteispenden bezahlt und nicht mehr aus Volkes Topf. Es stellt sich dann auch kein Gewissenskonflikt ein, wenn man wider besseres Wissen fraktionsgemäß das Händchen zur Abstimmung hebt. (Gewissen, liebe Vorturner in Berlin, einfach mal bei Wikipedia und im Duden nachschlagen.)
Und eh nun die ersten Hände vor Köpfen zusammengeschlagen werden und der Ruf nach Finanzierbarkeit aufkommt: ICH denke meine Vorschläge zu Ende. Denn selbstverständlich sind dann auch keine 620 Abgeordneten mehr notwendig, die sich auf ihren Diäten fettfressen. 20 bis 30 Luftpumpen in Ministersesseln sollten genügen. Den Rest – man spricht ja so ungern vor leerem Saal – verwalten ein Regisseur und ein paar Techniker. Zweitere kümmern sich um eine feine Projektion von unaufmerksamen Zuhörern und darum, dass die Lach- und Applausschleifen abrufbar sind. Ersterer kümmert sich darum, wann Applaus/Lachen/Geschrei abgefahren wird. Ich schlage übrigens Wim Wenders für den Regisseur-Job vor, dann bleibt er mir künftig im Kino erspart.
Damit sich währenddessen ein Restdemokratiegefühl bei den Verwaltenden – äh Regierenden – einstellt, werden Pseudodebatten des Bundestages künftig live in die Parteizentralen übertragen, von wo aus billige Ablenkungsmanöver einfach per Twitter an den Bundestagspräsidenten gesendet werden können. Da dieser ohnehin entscheidet, ob, wann und wie lange jemand sprechen darf, kann er auch die 140 Zeichen flugs vorlesen, wenn er es für hilfreich erachtet.
"Und die Abstimmung?" höre ich die geneigten Leser/-innen fragen. Wie gesagt: Ich denke meine Vorschläge zu Ende. Denn wenn es schlussendlich darum geht, eine Entscheidung zu treffen/über etwas abzustimmen, gilt natürlich der in Hinterzimmern gekauf verhandelte Wille der Fraktion. Man zählt aus, wie viele der 620 Sitze nach der letzten Wahl theoretisch auf welche Fraktion entfallen, addiert kurz und – schwupps – hat man z.B. einen neuen Bundespräsidenten. Für das überraschte Gesicht über den Wahlausgang gibt es künftig Crash-Kurse im Schloss Bellevue.
Abweichler wären somit Geschichte, die ganze Geschichte viel einfacher finanzierbar und es blieben uns Schlagzeilen meiner schreibenden Kollegen/-innen erspart, die immer dann, wenn ein Abgeordneter tatsächlich eine Meinung zu haben wagt, eine Koalitionskrise wittern. Wie kann man aber auch Mitglied einer Fraktion, aber nicht ihrer Meinung sein? Ts, ts, ts.

Also, liebe Berliner, wenn demnächst mal wieder ein Gesetz entworfen werden soll, einfach kurz durchklingeln. Ich denk's zu Ende. Ich helfe doch so gern.

Sonntag, 8. April 2012

In eigener Sache

Am Ostermontag könnt Ihr uns mal. Also hören, statt immer nur lesen.
Von 20–22 Uhr auf RadioX.

Viel Spaß :-)

Mittwoch, 29. Februar 2012

Eine Frage der Ehre?

Nun ist's also raus.
Deutschlands Ex bekommt seine Unterhaltszahlung. Dabei dachte ich, dass bei Scheidungen immer der die schlechteren Karten hat, der bescheißt, bzw. betrogen hat. Man lernt doch nicht aus. Gut, vielleicht hinkt der Vergleich ja, denn es geht ja hier nicht um die Unterhaltszahlung an einen Ehegatten, sondern gewissermaßen um Bundespräsidentenarbeitslosengeld. Ah, schon besser. Arbeitslosengeld steht ja anderen Bürgern unserer stolzen Republik auch zu – jetzt hab' ich's. Aber Moment – ist es nicht so, dass man kein Arbeitslosengeld bekommt, wenn man selbst kündigt, sondern nur, wenn man gekündigt wird? Oder war es genau umgekehrt? Und bekommt die freundliche Dame aus dem REWE auch dann Arbeitslosengeld, wenn sie in die Kasse gegriffen hat? Ach, ich merke schon, so führt das auch zu nichts. Also Bundespräsidenten-HartzIV. Zweihunderttausend Euro pro Jahr – nicht schlecht. Er hat ja den Job auch gut und gern zwei Jahre lang gemacht und man möchte doch nicht von Schloss Bellevue direkt in den sozialen Wohnungsbau umsiedeln müssen. Wie viel Geld bekommt man eigentlich, wenn man 30 Jahre lang Schloss Bellevue geputzt hat und aus dem Arbeitsleben ausscheidet? Keine Ahnung, wie ich jetzt drauf komme. Sei's wie's sei, ich renne sperrangelweit geöffnete Türen ein, wenn ich meine berechtigen Zweifel an Wulffs Erhalt dieses schlichtweg unerhörten Betrages ausdrücke und ich hab' Angst, dass irgendwann eine Wand kommt, nach all den offenen Türen.

Höchstinteressant – um nicht zu sagen höchst gruselig – finde ich jedoch, wem wir diese Entscheidung zu verdanken haben, dem Bundespräsidialamt. "Wie bitte? Bitte wem?" macht's in meinem Kopf und deshalb habe ich mal nachgeschaut. Und so steht auf Wikipedia zu lesen "Zu den Aufgaben des Bundespräsidialamtes gehören die Beratung des Bundespräsidenten in seiner Amtsführung, die Information des Bundespräsidenten über politische Geschehnisse, die Vorbereitung der Entscheidungen des Bundespräsidenten sowie die Ausführung seiner Aufträge." Aha. Die engsten Berater des Bundespräsidenten haben also darüber entschieden, dass der arme arme, von der Presse zu Unrecht (schnüff) hops genommene Ex-BuPrä seinen Ehrensold erhält. (Ich schwöre, meine Hände haben sich gut fünf Minuten lang geweigert, in dem Zusammenhang das Wort "Ehre" in die Tastatur zu tippen). Verstößt das nicht grundlegend gegen die Regeln dessen, was uns tagtäglich als Rechtsstaat verkauft wird? Oder übertragen wir das Konzept jetzt eins zu eins in unseren Restalltag? Kann man machen – wird bestimmt lustig. Würde ja heißen, dass die Berater und Informanten des Betrügers dann auch seine Richter und Kläger werden. Der Schneider-Prozess wäre bestimmt anders ausgegangen. Und vielleicht entscheidet künftig einfach der Ex-Arbeitgeber darüber, ob und in welcher Höhe dem bedauerlicherweise Gekündigten ein Arbeitslosengeld oder besser noch ein Ehrensold zusteht. Na dann aber rein in die Spendierhosen, bezahlen muss es ja ohnehin der Steuerzahler – wenn es denn noch einen gibt, wenn so über die Verteilung von Staatsgeldern entschieden wird.

Ehrenhaft jedenfalls wäre es, Herr Wullf, auf den Ehrensold zu verzichten, nein besser noch, ihn zu spenden. Beim Verzicht fiele er ja doch wieder nur den Banken zu, aber gespendet könnte man mit 200.000 € im Jahr tatsächlich etwas bewegen. Und das wäre doch sicher mehr, als Ihnen in den Jahren als Bundespräsident jemals gelungen ist.

Samstag, 25. Februar 2012

Is' ja Bombe!

Lieber Bundesvertuschungsschutz, lieber Bundesnachwischendienst, liebes MAD,
gerade lese ich auf Spiegel-Online, dass ihr 2010 granatenmäßige 37+ Millionen E-Mails und sonstigen elektronischen Verkehr überwacht habt und ich find's Bombe – regelrecht Atombombe find' ich das. Und irgendwer muss es ja machen, nicht? Ich meine, wir können ja nicht die komplette Aufhebung der Privatsphäre solchen egomanischen Jungspunden wie Mark Zuckerberg überlassen, wo kämen wir da denn hin? Wenn hier jemand private Korrespondenzen liest, dann doch bitte mein Papi Staat und nicht irgendein amerikanischer Emporkömmling – dem haut mal weiter schön auf die Finger!
Mir geht das ständige Gequatsche irgendwelcher Rechtsverdreher von der "Unschuldsvermutung" genauso auffen Sack wie Euch. Wir sind alle schuldig und müssen – folgerichtig – überwacht werden, damit wir nicht auf die Idee kommen, Flugzeuge zu kapern oder Atombomben zu bauen. Jedes Lebewesen ist ein potenzieller Terrorist – beschützt mich davor.
Und der Erfolg, lieber Geheimdienst, gibt Dir ja letztlich recht. 213 verwertbare Hinweise, bei nur knapp über 37 Millionen überprüften elektronischen Schriftwechseln. Das ist effizient. Da kann sich der Grieche mal 'ne Scheibe von Abschneiden, das faule Stück. Nix mit Sonne liegen und Wein trinken. Der deutsche Geheimdienstler zeigt, was man mit ehrlicher, ernsthafter Arbeit erreichen kann. Bravo!
Ein paar Fragen beschäftigen mich dennoch, liebe Geheimdienstler. Wenn ich nun bei Gayromeo jemandem schreibe, er habe einen Mörderschwanz, bin ich dann gefickt? Bildlich gesprochen, selbstverständlich. Stehen Frauen mit Atombusen jetzt unter Generalverdacht? Ist nun das Beantragen eines Waffenscheins oder das Buchen eines Fluges verdächtiger? Und wenn ich nun jedes Mal "Hakenkreuz" statt "Bombe" schreibe und mich mit Mitverschwörern auf einen möglichst faschistischen Sprachcode einige, während wir eigentlich die RAF wieder aufleben lassen wollen, falle ich dann durch's Raster? Reine Neugierde und selbstverständlich nur hypothetisch gefragt.
Ich wollte nur loswerden, wie sehr ich Eure Arbeit bewundere, liebe Schützer und Dienstler und wenn dabei ein paar Antworten gegeben würden, freute ich mich natürlich bombig. Und da Ihr nun eh schon hier seid: wie wäre es denn, wenn ein paar von Euch den Blog abonnierten? Das fänd' ich toll. Wisst Ihr, wenn man nicht MAD ist, sondern nur bekloppt, dann erhält nunmal nicht jeder quersitzende Furz hohe Medienaufmerksamkeit. Wir kämpfen hier um jeden Leser, jede Leserin. Also wenn's keine Umstände macht.

Lieben Dank im Voraus,
Euer terroristisches Gebinde.

Freitag, 24. Februar 2012

Vorgegauckelt - so viel Moral muss sein!

Jetzt ist es also doch geschehen und unser neuer alter Präsidentschaftskandidat ziemt sich, am 18. März auf den Thron gewählt zu werden. Und Köhler hat es geschafft, dass dem Amt des Bundespräsidenten weitaus mehr Aufmerksamkeit zukommt, als es sollte. Hätte die alte Heulsuse das getan, was jeder tut, wenn er krisitsiert wird, dann hätten wir jetzt ein Amt, dass zu recht so vor sich hinamtelt, hier und da Hände schüttelt und dann und wann eine Ruckrede hält.

Doch Köhler zog es vor, mit seiner Frau händchenhaltend und weinend vor die Kameras zu treten und dem Volk zuzuplärren, dass er doch nun so verletzt sei. Selbst nach so langer Zeit kommt es mir beschämend! vor.
Dass Wulf vom Volke nicht gewollt war, ist vermutlich mehreren Umständen geschuldet, vor allem aber dem, dass die Kanzlerin ihn auf Biegen und Brechen durchgesetzt hat. Seine Blässe und Sprachlosigkeit kam dazu, wäre aber verschmerzbar gewesen. Gestürzt hat ihn aber, neben seinen dubiosen Kontakten und Verfehlungen, die dann doch des Guten zuviel waren, seine Wankelmütigkeit, die zum Schluss nur noch hilflos verlogen war. Denn so etwas wollte das Volk seit Köhler einfach nicht mehr haben - hätte es davor zwar auch nicht gewollt, wäre aber vermutlich nicht derart hochgekocht.

Nun also hat der Joachim Gauck zum zweiten Mal Anlauf genommen, statt das zu tun, was ich als erstes von ihm erwartet hätte: Nein sagen zu so viel Parteigeklüngel und -strategie, für die er sich nun hat instrumentalisieren lassen. Uns so setzte er sich neben die Kanzlerin, von der er wusste, dass SIE ihn bestimmt nicht wollte und tat ganz emotional und verwirrt. Das hätte zum ersten Mal stutzig machen können. Hätte. Können.

Dies ist aber eine Rolle, die ich einem erfahrenen Widerstadskämpfer aus der DDR nicht abnehmen mag, zumal er eben auch ein mehr als Sendungsbewusster Mensch mit nicht immer Volkskonformen Meinungen ist.
Dass er Harz-IV gut findet und den Kapitalismus irgendwie auch, daneben Sarazin als mutigen Menschen bezeichnet, das mag man ihm aber ja alles noch verzeihen zumal er es so oder so ja nicht so gemeint hat. Nein, es gibt da etwas, das mögen viele nicht verstehen und geklärt wissen.

Wie kann es sein, dass ein Präsident, zumal UNSER Präsident, in wilder Ehe mit einer Frau lebt und gleichzeitig noch verheiratet ist. Für mich wäre es eine Randnotiz gewesen, wenn mich nicht zwei Freundinnen wegen meiner Gleichgültigkeit bezüglich dieses Themas angesprochen hätten. Nein, Moral sei es nicht, sagen sie, sondern eher ein, ja, was, ein, also ein fehlendes Statement.

Also gut, es scheint wirklich so zu sein, dass Köhler dieses Amt versaut hat. Nun sind wir also so weit, dass wir einem Bundespräsidenten auch nicht mehr zugestehen wollen, neue Lebenskonzepte für sich zu statuieren. Nein, er muss es uns erklären, warum er wie mit wem zusammenlebt. Und ich dachte wir hätten das hinter uns gelassen, seit unser Außenminister ein homosexueller Mann ist und offenbar selbst in homophoben Regierungen bei Staatsbesuchen ganz gut damit durchkommt (dass man ihn nicht immer so mag, das liegt an wahrlich anderen Dingen).

Und wieder einmal mag ich mich über uns wundern und frage mich, wo das Ende der Anspruchsfahnenstange an ein solches Amt ist, zumal ein Amt, dessen Gestaltungsmöglichkeiten ja doch eher begrenzt scheinen. Vielleicht aber spielt hier die Vorahnung eine Rolle, die Joachim Gauck selbst verursacht hat.

Am Ende wird Gauck, dem man eben diese gewisse Neigung zur Selbstdarstellung und auch Selbstgerechtigkeit, dabei das Ganze in all seiner Differenziertheit vielleicht manchmal aus dem Auge verlierend nicht ganz absprechen kann und mag, sein Amt vielleicht abenso über Gebühr für seine "Message" zu nutzen. Dies betrachtend mag es dann auch wieder in Ordnung sein, den Anspruch, den Gauck zumindest formal an sein Volk stellt, ihm selbst auch aufzubürden, unabhängig des Inhaltes, um den es geht.

Ja, nach all den Pleiten, Pech und Pannen, die dieses Amt in den letzten Jahren erfahren musste, mag es nun der Anspruch des Volkes sein, genau hinzuschauen. So viel Moral muss dann wohl sein.

Samstag, 4. Februar 2012

Occupy everything!

Wir solidarisieren uns mit der Occupy-Idee. Das Zocken muss aufhören. Nutzt diese Badges und besetzt Eure Webseiten. Verlinkt Occupy und zeigt Flagge. Ganz ehrlich: Uns wäre es zum Zelten zu kalt und auch deshalb ist es notwendig, Respekt zu zollen.




Freitag, 6. Januar 2012

Schweigen ist Gold!

Ja, mein lieber Oli, Recht haste und ich bin d`accord. es geht nicht um Wulff und es geht nicht um Diekmann.

Erster ist Präsident auf Geheiß, hätte sich wahrscheinlich eh besseres vorstellen können, als präsidial daherzukommen, nur weil er es zum Kanzler nie geschafft hätte und Zweiter will Auflage generieren und hat sich vermutlich ein zweites (oder drittes, wenn er das zweite schon hatte) Loch wo auch immer hin gefreut, als er die Worte Wulffs auf seiner Mailbox hörte, hat vermutlich sogleich mit mittelstarker Erketion selbige abgetippt, "vertraulich" versendet und wartet nur auf den richtigen Moment, sie zu veröffentlich, auf dass der dämliche Leser gleich zwei seiner Zeitungen kauft, um sich doppelt aufregen zu können. Das ganze versieht er mit "Pressefreiheit", ein Wort, das in Anbetracht ungarischer Verhältnisse derzeit in Europa einen Wunden Punkt trifft.

Zu erstem wird von Kanzlerinnenseite nichts gesagt, weil´s (a) ihr Vorschlag war, um (b) einen ja-sagenden Parteisoldaten auf dem "wichtigsten" Posten zu sehen.

Zu zweitem wird nichts gesagt, weil Sie sich (a) keinesfalls die besten Kontakte so kurz vor der Wahl im kommenden Jahr verscherzen mag und (b) sowieso nicht alllzu viel zu sagen hat, denn: Wer nichts sagt, der sagt auch nix Falsches, aber eben auch nix Richtiges!

Derweil werden, wir kennen es von Großereignissen wie der Fußball-WM 2006, im Hintergrund vermutlich wesentlich wichtigere und unangenehmere Dinge beschlossen, die, wenn die ganze Wulff-Diekmann-Posse vorüber ist, irgendwo auf FAZ.net, Spiegel.de und (wegen der gut erhaltenen Kontakte mit Diekmann) in der Springerpressse dafür gar nicht erscheinen.

Es sei denn, Europa sagt sich: "Oh, die Deutschen streiten sich gerade über Vorstadthäuser und Urlaube Ihres Präsidenten, da müssen wir mit der kritischen Lage um den Euro wohl mal kurz pausieren!". Tun sie nicht.

Und wenn Wulff dann am Ende eines unsinnigen Medienstreits dann doch die Segel streicht, dann kommt der nächste (ja, wir hätten den Herrn Gauck doch so gerne gehabt) oder der Seehofer übernimmt´s erst mal (Kraft seines derzeitigen Amtes) und führt so ganz nebenbei wieder die Baronesse ins Amt.

Trotzdem: Dass die Politik uns nicht frei sehen will, das wussten wir doch irgendwie schon. Dieser derzeitige Skandal liegt aber darin, dass die Presse uns ebenso manipuliert, wie es ihr gerade passt, denn auch hinter den sauberen Fassaden der Medien stecken ganz klare politische und vor allem unternehmerische Interessen, oder hat sich noch niemand gefragt, warum Neuerungen im Steuersystem, die zu Gunsten der "kleinen" Leute ausfielen in der Presse, wenn sie denn erscheinen, stets negativ bewertet werden?

Fazit: So oder so lässt sich das gemeine Volk mal wieder mächtig von allen Seiten auf der Nase rumtanzen: Von Politikern, die eines klaren Wortes nicht fähig sind, von der Presse, die auf Pressefreiheit dann scheißt, wenn es um ihre Auflage geht und nicht müde wird, über die Dinge auch dann zu berichten, wenn es gar nichts zu berichten gibt und überhaupt von einem System aus Presse und Politik, dass sich um den Namen des Volkes und dessen Pressefreiheit noch nie geschert hat, sondern immer nur um seine eigenen Pfründe.

Donnerstag, 5. Januar 2012

The Show must stop!

Ich bin's leid. Ich will's nicht mehr sehen. Dieses ganze Schmierentheater bereitet mir Übelkeit und Kopfschmerzen. Es ist ekelhaft. Und es ist obszön. Und ich weiß, wovon ich spreche, ich hab schonmal eine Scheiß-Szene in einem Porno gesehen. Also gut, es wimmelt von Scheißszenen in Pornos, aber ich meine eine mit Scheiße. Das war ebenfalls obszön und ekelhaft, aber das konnte man einfach abschalten.
Die Berieselung mit mittelmäßig klugen Äußerungen und Ausreden jedoch, mit der politisch interessierte Menschen täglich beworfen werden, stinken nicht minder und lassen sich leider nicht einfach abschalten.
Aber es wäre Zeit, das zu tun: Einfach abschalten. Die Show beenden, den ganzen Quatsch einfach nicht mehr senden.
Denn all das, was wir da vorgesetzt bekommen, ist längst Selbstzweck. Es geht überhaupt nicht um politische Entscheidungen. Die fallen nach wie vor hinter verschlossenen Türen. Setzen oder stellen sich Politiker/-innen vor eine Kamera, ist das Wahlkampf. Sonst gar nichts. Es ist Bauernfängerei, es ist Stimmungsmache. Wenn sich also heute Herr Wulff, den Fragen stellt, die alle haben, dann ist das nicht so gemeint. Es geht nicht darum, Antworten zu liefern, es geht darum, Lügen besser zu verkaufen – Werbung zu machen. Es geht darum, Parteifreunde zu beruhigen, die ja leicht zu beruhigen sind, solange man nur irgendeinen Quatsch in irgendeine Kamera absondert. Und es geht andererseits darum, ein paar Unschlüssige, wieder auf die eigene Seite zu ziehen. Und offenbar ist es dabei legitim, einerseits zuzugestehen, dass ein Verhalten dem eigenen Amt ungebührlich war und gleichzeitig zu beteuern, dass man selbstverständlich nicht zurücktrete, schließlich habe man ja eine Verantwortung für fünf Jahre übernommen.
Verantwortung, meine feinen Herren, wäre heranwachsenden Generationen zu zeigen, dass ein Fehlverhalten Konsequenzen hat und dass man nicht einfach dort hocken bleibt, wo man gerade ist, wenn man Mist gebaut hat. Sprechen da tatsächlich dieselben Menschen, die das Wort "Sozialschmarotzer" mitgeprägt haben und z.B. "Schwarzarbeit"? Welchem Vorbild folgen die Menschen eigentlich, die sich Leistungen erschleichen, die Ihnen nicht zustehen?
Schluss damit! Einfach nicht senden! Das wäre die einzig vernünftige Antwort auf all die Pseudo-Antworten. Aber nein, wir bekommen den stinkenden Dreck zur besten Sendezeit übergekippt. Und davor und danach als Dauerbeschallung. Zum Kotzen. Und immer derselbe Dreck. Dieselben sich windenden Schleimer, die sich in ihre Stühle beißen, bis es entweder noch mal knallt oder unter irgendeiner neuen Scheiße vergraben wird. Es ist ja nichts Neues. Es ist gängige Politkultur, offenbar. Die jüngsten Beispiele vor Wulff liefern Guttenberg und Sauerland. Nie war irgendwer an irgendwas Schuld und die braven Medien senden den ganzen Mist. Es hilft nicht, es zu kommentieren, abzuwägen, schlecht zu reden oder sonst wie darauf rumzuhacken. Einfach weglassen. Gerne darüber berichten, aber nicht auch noch die Idioten zu Wort rufen. Ich will's nicht mehr sehen.
Und ich bin da durchaus für die große Lösung, denn auch die Berichterstattung aus dem Bundestag ist hochnotpeinlich und  zudem vollkommen überflüssig. Was wir da sehen hat doch mit einer Debatte nichts zu tun. Immer wenn Kameras da sind, sitzt dort plötzlich ein großer Haufen von Menschen, die geschworen haben, nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden und unterwirft sich dem Fraktionszwang. Irgendwer sagt irgendwas, das von den Seinen mit Applaus und von den anderen mit – bestenfalls witzigen – Zwischenrufen quittiert wird. Von wenigen Ausnahmen abgesehen ist das Ergebnis der Abstimmung ohnehin klar und das Geschwätz vorher dient einzig der Befriedigung der anwesenden Journaille und damit – mittelbar – doch wieder nur dem Wahlkampf. Geschenkt!
Entscheidungen werden hinter verschlossenen Türen getroffen. Was wir sehen dürfen sind die schleimigen Ausreden für die aktuelle Fehlentscheidung. Lasst auch die hinter den verschlossenen Türen. Berichtet darüber, was entschieden wurde und wie es sich auswirkt. Berichtet darüber, was davon logisch, was davon idiotisch erscheint, aber lasst mich endlich mit dem verlogenen Geschwätz in Ruhe, das derzeit jeden politischen Vorgang und privaten Fehltritt politisch Verantwortlicher begleitet.
Das einzige, was ich aus der Feder dieser feigen Versager noch im Wortlaut lesen will, ist ihr Abschiedsbrief oder wenigstens das Rücktrittsgesuch und die damit verbundene Erklärung für den endgültigen Rückzug aus jedem öffentlichen Amt.
JA, ich bin wütend.