Mittwoch, 18. Juli 2012

Muss ich jetzt überrascht tun?

Die HSBC ('ne Bank übrigens) hat also Drogengeld gewaschen. Ui.

Und schon dreht die gesamte Hofberichterstattung – tschulljung Presse – frei und schreit "Bankenskandal". Uiui! Nach der Krise, die keine ist, jetzt der Skandal. Der ist allerdings einer, aber dazu später mehr.

Ja selbstverständlich waschen Banken Drogengeld. Weil sie's können. Und warum sollte ich etwas anderes glauben? Institute, die ohne mit der Wimper zu zucken ganze Volkswirtschaften das Klo hinunterspülen, die mit Lebensmitteln spekulieren und denen (Wachstum, Wachstum, Wachstum) scheißegal ist, dass dabei Menschen verhungern, die sollten bei Drogen plötzlich Skrupel entwickeln? Warum?

Davon abgesehen, dass der kluge aber leider nicht mehr unter uns weilende George Carlin schon Mitte der Neunziger gesagt hat, dass man Drogen nicht bekämpft, indem man den kleinen Dealer auf der Straße hops nimmt, sondern indem man die Banker köpft, die all das finanzieren, frage ich mich: Sollen wir ernsthaft annehmen, die Plantagen, die Labore, die Logistik, die Schnellbote und was es eben sonst noch für einen erfolgreichen Drogenhandel braucht, seien jeweils vom Himmel gefallen?

"Oh schau' doch José, die Koka-Plantage war hier gestern aber noch nicht." "Stimmt, Miguel – und ich weiß auch nicht, wo die ganzen Arbeiter und all das Equipment plötzlich herkommen – verrückt."

Geld braucht man, für den Anbau, die Veredelung, die Logistik, den Vertrieb und all die anderen lustigen Aspekte, dieser noch immer boomenden Branche. Und auf eben diesem Geld sitzen Institute wie die HSBC. Und sie verleihen es. Und wenn 1+1 nicht neuerdings fünf ist, dann sehe ich mich nicht veranlasst, so zu tun, als sei ich überrascht. Im Gegenteil: Überrascht bin ich darüber, dass nun alle überrascht tun. Das ist albern, das ist verlogen und vor allem ist es anmaßend, denn es setzt voraus, dass ich dumm bin. Denn nur die beiden Möglichkeiten gibt es: Die Journaille taugt tatsächlich nix und glaubt den Quatsch, den sie da schreibt oder sie verkauft mich für blöde. Beides gefällt mir nicht.

Und so wird also ein Bankenskandal beschrien. Und ja, da stimme ich ein einziges Mal zu. Denn es ist in der Tat ein Skandal, wenn eine Bank in ihren Kerngeschäften so saudumm ist, sich mit Drogenbossen erwischen zu lassen. Wenn jemand weiß, wie man unauffällig Geld wäscht, dann doch bitte diejenigen, die hauptberuflich damit zu tun haben – also mit Geld jetzt, nicht so sehr mit dem Waschen oder sonstigen Tätigkeiten, die tatsächlich ein Beitrag zur Gesellschaft wären. Also an den Pranger, mit den Idioten. Sie haben sich so blöd angestellt, dass das Blut an ihren Händen sichtbar wurde. Weg damit – wir wissen's zwar alle, aber wir möchten es doch bitte nicht sehen. In die Pleite den Laden. Böse böse Bankerbuben.

Aber – hups – da ist ja unser Schmiergeldverschiebeminister Schäuble vor, mit ESM und allem was dazugehört. So ne Bank – ei ei ei – sonst gerne – aber ne Bank? Neeee – das geht halt leider nicht. Bisschen Wirbel – kann man machen. Klar, auch nach Aufsicht schreien. Aber untergehen lassen? Das hätte doch Folgen – unabsehbare. Müssen wir retten – sorry.

Nee - is klar.


PS: Nur für jene, denen es auffiel: Selbstverständlich sind keine Verlinkungen zu den ursprünglichen Artikeln der Hofberichterstatter mehr im deformiertengebinde. Die Content-Mafia möchte das nicht. Bittesehr. Sollen sie ihre Artikel selbst lesen und schauen, woher die neuen Leser kommen (Wachstum?). Da wir uns keinem Verlag unterworfen haben, sondern einfach Spaß daran, unsere verschwurbelten Gedanken niederzuschreiben, dürft Ihr/dürfen Sie selbstverständlich zu uns verlinken, uns zitieren und so tun, als wäre all das Eure/Ihre Idee gewesen.

Samstag, 7. Juli 2012

Scheitern Sie wohl!

Die Eurokrise will und will nicht verschwinden, wobei, es ist ja nicht nur eine Euro-Krise, sondern auch eine Europa-Krise und natürlich auch eine Banken-Krise. Hinzu kommt die Koalitions-Krise und die Politik-Krise, die Bildungs-Krise und die Betreuungs-Krise, die Seehofer-Krise (die währt ja schon lange) und die Merkel-Krise, die Armen-Krise und die Reichen-Krise, die Pisa-Krise und, ach, irgendwie hängen die doch alle zusammen.

In Wirklichkeit haben wir aber doch eine Informations-Krise und daraus folgend eine Experten-Krise, allenfalls noch eine Krise der ModeratorInnen, die sich berufen fühlen, diese sogenannten Experten immer und immer wieder zu interviewen, um immer und immer wieder zu den selben Ergebnissen zu kommen, nämlich: zu keinen.

Wenigstens sind Hans-Olaf Henkel mit seinem kleinen Anti-Euro-Büchlein und Utz Claassen, der in irgendwelchen Vorständen viel Geld verdient hat, nicht mehr allzu präsent. Dafür aber wird uns permanent Dirk Müller präsentiert, irgendein Börsenmensch, der nicht müde wird, seine These brav zu repetieren, die ungefähr so lautet: "Weil wir alle eine unterschiedliche Wirtschaftskraft haben, ist der Euro per se nicht geeignet." Mit diesen Worten könnte er schließen, tut er aber nicht, sondern wiederholt - brav eben - Stund um Stund diesen einen Satz in verschiedenen Nuancen, so dass ihn auch der krisengeschütteltste noch versteht und daraus schlussfolgert, dass die Griechen raus müssen.

Fehlen darf auch der Grieche nicht, der zum Thema zwar nichts Plausibles zu sagen hat, aber immerhin Grieche ist, oder der, der zum Thema auch nichts zu sagen hat, auch kein Grieche ist, aber mal in Griechenland gelebt hat. Ja, die Luft wird dünn und selbst die Talkshows wissen, dass man irgendwann selbst eines noch so nett dreinschauenden Menschens müde wird.

Derweil schmettern Generalsekretäre (warum müssen die eigentlich immer so sehr hässlich aussehen?) ihre Sprüche in die Kamera. Zur zeit sehr beliebt ist das Wortpaar "Konsolidierung und Stabilisierung" und glauben, dass man ihnen glaubt. Was sollen Sie denn auch sonst tun? Mir fiele da was ein.

Und wenn die Politik schon nichts mehr zu sagen hat, dann melden sich die wahren Experten zu Wort. Endlich! Kürzlich über 100 Wirtschaftswissenschaftler, die einen offenen Brief geschrieben haben, in dem zu lesen ist, dass sie das direkte Anzapfen des Rettungsschirmes durch die Banken für gefährlich halten. Da denkt man doch: "Ah, endlich sagen mal die was dazu, die es doch wirklich wissen müssen!".

Weit gefehlt. Postwendend kommt der Gegenentwurf von einer Gruppe ebenso in der Thematik bewanderter - dachte man bis hier - und behauptet das komplette Gegenteil. Der Verdacht liegt nahe, dass hier parteipolitisches Kalkül vorliegt und es sich schlicht um Lobby-gesponserte Briefeschreiber handelt. Was soll man denn sonst auch denken?

Aus all den Fachbegriffen wird Volk (und auch der Rest) eh nicht mehr schlau: ESM EFSM, LMA, ZBGH, gleich wie man das Kind nennt. Die eigentliche Krise liegt weder im Euro, noch in Europa, noch in den Banken. Die eigentliche Krise liegt in der Unfähigkeit, etwas klar und deutlich zu kommunizieren. Am End ist das vielleicht auch gar nicht gewünscht, denn wenn alle alles verstünden, könnte auch nicht mehr geschachtert und gemauschelt werden. Also streut man Informationen von kalt bis heiß, vergibt abstruse Namen und verkürzt diese dann zu einem ESM und macht am Ende irgendwas, von dem man sowieso nicht weiß, ob es funktioniert oder nicht.

Dabei genügte es, auf den gesunden Menschenverstand zu hören, der aber geht wohl in dieser völlig überdimensionierten und größenwahnsinnigen Gemengelage verloren. Da helfen auch weder 3 Millimeter, noch 4 Milliarden Jahre. Scheint so.

Matthias Horx, seines Zeichens Trendforscher, beendet eines seiner Bücher mit einem freundlichen "Scheitern Sie wohl!"

Dem mag ich mich anschließen.

4 Milliarden Jahre

In vier Milliarden Jahren also ist es soweit: Unsere Milchstraße wird auf die Andromeda-Galaxie treffen, und das mit schlappen 400.000 Stundenkilometern. Dabei kommt es vermutlich nicht einmal zu Zusammenstößen, dafür aber zu Verschmelzungen, was im Ergebnis nicht beruhigender sein muss.
Am End aber wird es in diesem Zeitraum der Erde sowieso schon schwer gemacht worden sein, da die Sonne in vier bis fünf Milliarden Jahren Ihren Dienst auch quittieren wird.

Was geht´s mich denn an?

Nun muss man mit einem solch fernen Ziel tatsächlich nicht wirklich kalkulieren, ja, man kann es nicht einmal, weil eben so fern und für unser hiesiges und heutiges kleines, kurzes, bescheidenes Leben ohne jeden Belang.

Die Botschaft aber ist eindeutig: Wir Menschen und alles um uns herum sind Gast in diesem Universum, sei es für vier, fünf oder sechs Milliarden Jahre. Es könnten genauso fünf Stunden oder Monate sein, das Ergebnis bliebe das selbe, zumal wir sekündlich mit der realen Gefahr des Untergangs unseres eigenen Universums , also unseres Selbst, konfrontiert sind.

Tot bleibt tot

Hermes Trismegistos beschrieb es - so die Legende -  treffend mit den Worten "Wie Oben, so Unten und wie Innen, so Außen", will heißen, alles sind wir und wir sind alles. Wenn wir sterben, stirbt unser Universum und wenn unser Universum stirbt, dann sterben wir eben auch. Recht hat er, denn tot ist tot, gleich wen es zuerst dahinrafft.

Umso unverständlicher scheint mir die Wichtigkeit, die uns umnebelt und die uns immerfort dazu bringt, das zu tun, was wir eben zu genüge tun: Wir rangeln um Wahrheiten, wer denn nun die beste und die wahrhaftigste hat, scheuen uns nicht, unsere Wahrheit mit Mord und Totschlag, Verleumdung und Diskreditierung des anderen zu verteidigen, säen Zwietracht, statt verstehen zu wollen und halten uns für unwiderstehlich.

Wir klammern uns an dem bisschen Wissen, dass uns die Herren in weiß verkaufen und meinen, dem Stein der Weisen nur noch Millimeter (am Ende nur 3 derer) entfernt, um in vier Milliarden Jahren dann doch perdu zu sein.

Doch nein, wir sind Gast, nicht mehr und nicht weniger, und wenn wir auch noch so weit reisen, in 4 Milliarden Jahren gehen die Lichter aus. Grund genug, sie derweil einzuschalten, um uns die verbleibende Zeit so hell und angenehm wie möglich zu gestalten. Dafür haben wir nicht nur 4 Milliarden Jahre Zeit, sondern auch noch die besagten 3 Millimeter.