Oder: Running Man trifft Kindergeburtstag.
Wir deformiertesgebinde sind ja schon über so manches hergefallen, verbal, aber noch bisher nicht über einen Film. Ich war nun aber gestern, seit langer Zeit, mal wieder im Kino, um mir den jüngsten Hype, "Die Tribute von Panem" anzusehen. Und an diesem Streifen nervt derart viel, dass man darüber einen eigenen Film drehen möchte.
Da sich nun der letzte Post hier mit überflüssigen Institutionen befasst, will ich mit dem anfangen, wofür der Streifen vordergründig nix kann: der Altersfreigabe. Wenig geschätzte FSK: Was macht Ihr eigentlich beruflich? Ich habe hier ein Konsolenspiel, "Kingdoms of Amalur, the Reckoning". In diesem werden ausschließlich irgendwelche Fabelwesen gekillt. Zugegeben, das geschieht ein bisschen schlotzig, also mit roter Soße – Computergrafikblut – uiuiui. Keine abgetrennten Körperteile, keine fliegenden Köpfe, keine Menschen. Nur Gnome, Feien, Elfen, all so Zeug. Das Spiel ist ab 18!
Wenn in den "Tributen" die Action denn – nach gefühlten zwei Stunden – losbricht, dauert's keine 30 Sekunden und 12 der 24 Kinder zwischen 12 und 18 sind tot. Niedergestochen, -geschlagen, -gepfählt, -gemetzelt von den verbleibenden 12. FSK: 12. Computerelfenblut, das man sieht also FSK 18, killende Kinder, deren Gemetzel dank der freihändigen Kamera in einer Art "Unser Kameramann hat leider Parkinson"-Szene untergeht FSK 12 – niedlich?
Aber zurück zu den 142 Minuten, die sich der Film nimmt, um nix, aber auch gar nix, zu erzählen. Und man möge mich nicht falsch verstehen: Ich mag es, wenn Filme sich Zeit nehmen, Charaktere und Plot einzuführen. Der Zeit nimmt sich dieser Film viel. Soviel, dass man – einen Trailer hat man ja gesehen – dann doch irgendwann denkt: Jetzt könnt's halt mal losgehen. Und siehe da, nachdem man diesen Gedanken etwa zum 37. mal hegte, geht's denn auch los. Mit der oben beschriebenen Szene startet das "Hungerspiel", in dem eben nur eines der Kids überleben darf und dann – die Idee ist so oll wie sie klingt und wurde auch erst x-mal verfilmt – mit Reichtum und Ehre überschüttet wird. Rummsbumms also, 12 tot. Blöd nur, dass der Film – in all der Zeit, die er sich dafür nimmt – nix erklärt, außer der dünnen Rahmenhandlung: 12 unterjochte Distrikte schicken je einen Jungen und ein Mädchen in die Hauptstadt, um an den Hungerspielen teilzunehmen, die – in Gedenken an irgendeinen Aufstand – die Unterjochung manifestieren und das TV-Publikum amüsieren sollen.
Der – bestenfalls geistig bereits gereifte – Zuschauer sitzt da und denkt: Warum? Es gibt keinen ersichtlichen Grund dafür, dass die Kindlein plötzlich einen Schalter umlegen und im Kill-Modus sind. Es gibt auch keine Erklärung dafür, dass manche der Kinder es nicht sind (wir brauchen noch ein paar von "den Guten", sonst wird's zu blutig). Es ist nicht einmal klar, warum sich die Hauptdarstellerin verhält, wie sie sich verhält, obwohl um sie herum eine oblatendünne Familien-Drama-heul-Geschichte gesponnen wird. Es wird gerannt, gejagt, weggelaufen, getrickst, geblutet, genesen und gestorben. Und selbst das mit großem Bohau aufgebaute Drumherum, also der böse böse Konzern hinter allem, die bösen bösen Mächtigen, die sich all das im TV anschauen (siehe Running Man, die Truman-Show), bleibt ein mit großem Bohau aufgebautes Drumherum – sinnentleert, lauwarm, frei von Story. Dem sonst großen Donald Sutherland sollte man seine Hollywood-Lizenz entziehen, dafür, dass er sich für diesen Streifen hergegeben hat.
Soweit so blöd. Aber den Machern offenbar noch nicht genug. Die Fortsetzung fest im Blick reißt der Schinken weitere Themen an, die ebenfalls aus dem Nichts entstehen und auch gleich wieder darin verpuffen. Es gibt einen kleinen neuen Aufstand im elften Distrikt, der ebenso schnell losbricht wie er niedergeschlagen wird, es gibt eine Liebesgeschichte im Hungerspiel und einen eifersüchtigen Freund im heimischen Distrikt, es gibt einen Fernsehschaffenden, der sich – im Auftrag seiner Vorgesetzten – das Leben nimmt und dann ist der Film vorbei. Das Hungerspiel ist zu Ende (die Wendungen darin sind künstlich und unglaubwürdig) und all die angerissenen Geschichten stehen im Raum und sorgen dafür, dass nach den 142 Minuten nur ein fader Nachgeschmack bleibt und der Gedanke: 22 Minuten hätten's auch getan.
Auf die Idee, mir diesen Streifen anzuschauen, wär ICH jetzt ja erstmal gar nicht gekommen. Schön fürs deformierte allemal, hat´s ja doch was gekonnt.
AntwortenLöschenDuuuuu musst ja auch im Kino auf intellektuell machen. Ich hätt' gewünscht, dass es rummst. Nichtmal das kann's. Aber stimmt, für nen Post war's allemal gut ;)
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