Jetzt ist es also doch geschehen und unser neuer alter Präsidentschaftskandidat ziemt sich, am 18. März auf den Thron gewählt zu werden. Und Köhler hat es geschafft, dass dem Amt des Bundespräsidenten weitaus mehr Aufmerksamkeit zukommt, als es sollte. Hätte die alte Heulsuse das getan, was jeder tut, wenn er krisitsiert wird, dann hätten wir jetzt ein Amt, dass zu recht so vor sich hinamtelt, hier und da Hände schüttelt und dann und wann eine Ruckrede hält.
Doch Köhler zog es vor, mit seiner Frau händchenhaltend und weinend vor die Kameras zu treten und dem Volk zuzuplärren, dass er doch nun so verletzt sei. Selbst nach so langer Zeit kommt es mir beschämend! vor.
Dass Wulf vom Volke nicht gewollt war, ist vermutlich mehreren Umständen geschuldet, vor allem aber dem, dass die Kanzlerin ihn auf Biegen und Brechen durchgesetzt hat. Seine Blässe und Sprachlosigkeit kam dazu, wäre aber verschmerzbar gewesen. Gestürzt hat ihn aber, neben seinen dubiosen Kontakten und Verfehlungen, die dann doch des Guten zuviel waren, seine Wankelmütigkeit, die zum Schluss nur noch hilflos verlogen war. Denn so etwas wollte das Volk seit Köhler einfach nicht mehr haben - hätte es davor zwar auch nicht gewollt, wäre aber vermutlich nicht derart hochgekocht.
Nun also hat der Joachim Gauck zum zweiten Mal Anlauf genommen, statt das zu tun, was ich als erstes von ihm erwartet hätte: Nein sagen zu so viel Parteigeklüngel und -strategie, für die er sich nun hat instrumentalisieren lassen. Uns so setzte er sich neben die Kanzlerin, von der er wusste, dass SIE ihn bestimmt nicht wollte und tat ganz emotional und verwirrt. Das hätte zum ersten Mal stutzig machen können. Hätte. Können.
Dies ist aber eine Rolle, die ich einem erfahrenen Widerstadskämpfer aus der DDR nicht abnehmen mag, zumal er eben auch ein mehr als Sendungsbewusster Mensch mit nicht immer Volkskonformen Meinungen ist.
Dass er Harz-IV gut findet und den Kapitalismus irgendwie auch, daneben Sarazin als mutigen Menschen bezeichnet, das mag man ihm aber ja alles noch verzeihen zumal er es so oder so ja nicht so gemeint hat. Nein, es gibt da etwas, das mögen viele nicht verstehen und geklärt wissen.
Wie kann es sein, dass ein Präsident, zumal UNSER Präsident, in wilder Ehe mit einer Frau lebt und gleichzeitig noch verheiratet ist. Für mich wäre es eine Randnotiz gewesen, wenn mich nicht zwei Freundinnen wegen meiner Gleichgültigkeit bezüglich dieses Themas angesprochen hätten. Nein, Moral sei es nicht, sagen sie, sondern eher ein, ja, was, ein, also ein fehlendes Statement.
Also gut, es scheint wirklich so zu sein, dass Köhler dieses Amt versaut hat. Nun sind wir also so weit, dass wir einem Bundespräsidenten auch nicht mehr zugestehen wollen, neue Lebenskonzepte für sich zu statuieren. Nein, er muss es uns erklären, warum er wie mit wem zusammenlebt. Und ich dachte wir hätten das hinter uns gelassen, seit unser Außenminister ein homosexueller Mann ist und offenbar selbst in homophoben Regierungen bei Staatsbesuchen ganz gut damit durchkommt (dass man ihn nicht immer so mag, das liegt an wahrlich anderen Dingen).
Und wieder einmal mag ich mich über uns wundern und frage mich, wo das Ende der Anspruchsfahnenstange an ein solches Amt ist, zumal ein Amt, dessen Gestaltungsmöglichkeiten ja doch eher begrenzt scheinen. Vielleicht aber spielt hier die Vorahnung eine Rolle, die Joachim Gauck selbst verursacht hat.
Am Ende wird Gauck, dem man eben diese gewisse Neigung zur Selbstdarstellung und auch Selbstgerechtigkeit, dabei das Ganze in all seiner Differenziertheit vielleicht manchmal aus dem Auge verlierend nicht ganz absprechen kann und mag, sein Amt vielleicht abenso über Gebühr für seine "Message" zu nutzen. Dies betrachtend mag es dann auch wieder in Ordnung sein, den Anspruch, den Gauck zumindest formal an sein Volk stellt, ihm selbst auch aufzubürden, unabhängig des Inhaltes, um den es geht.
Ja, nach all den Pleiten, Pech und Pannen, die dieses Amt in den letzten Jahren erfahren musste, mag es nun der Anspruch des Volkes sein, genau hinzuschauen. So viel Moral muss dann wohl sein.
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