Mittwoch, 29. Februar 2012

Eine Frage der Ehre?

Nun ist's also raus.
Deutschlands Ex bekommt seine Unterhaltszahlung. Dabei dachte ich, dass bei Scheidungen immer der die schlechteren Karten hat, der bescheißt, bzw. betrogen hat. Man lernt doch nicht aus. Gut, vielleicht hinkt der Vergleich ja, denn es geht ja hier nicht um die Unterhaltszahlung an einen Ehegatten, sondern gewissermaßen um Bundespräsidentenarbeitslosengeld. Ah, schon besser. Arbeitslosengeld steht ja anderen Bürgern unserer stolzen Republik auch zu – jetzt hab' ich's. Aber Moment – ist es nicht so, dass man kein Arbeitslosengeld bekommt, wenn man selbst kündigt, sondern nur, wenn man gekündigt wird? Oder war es genau umgekehrt? Und bekommt die freundliche Dame aus dem REWE auch dann Arbeitslosengeld, wenn sie in die Kasse gegriffen hat? Ach, ich merke schon, so führt das auch zu nichts. Also Bundespräsidenten-HartzIV. Zweihunderttausend Euro pro Jahr – nicht schlecht. Er hat ja den Job auch gut und gern zwei Jahre lang gemacht und man möchte doch nicht von Schloss Bellevue direkt in den sozialen Wohnungsbau umsiedeln müssen. Wie viel Geld bekommt man eigentlich, wenn man 30 Jahre lang Schloss Bellevue geputzt hat und aus dem Arbeitsleben ausscheidet? Keine Ahnung, wie ich jetzt drauf komme. Sei's wie's sei, ich renne sperrangelweit geöffnete Türen ein, wenn ich meine berechtigen Zweifel an Wulffs Erhalt dieses schlichtweg unerhörten Betrages ausdrücke und ich hab' Angst, dass irgendwann eine Wand kommt, nach all den offenen Türen.

Höchstinteressant – um nicht zu sagen höchst gruselig – finde ich jedoch, wem wir diese Entscheidung zu verdanken haben, dem Bundespräsidialamt. "Wie bitte? Bitte wem?" macht's in meinem Kopf und deshalb habe ich mal nachgeschaut. Und so steht auf Wikipedia zu lesen "Zu den Aufgaben des Bundespräsidialamtes gehören die Beratung des Bundespräsidenten in seiner Amtsführung, die Information des Bundespräsidenten über politische Geschehnisse, die Vorbereitung der Entscheidungen des Bundespräsidenten sowie die Ausführung seiner Aufträge." Aha. Die engsten Berater des Bundespräsidenten haben also darüber entschieden, dass der arme arme, von der Presse zu Unrecht (schnüff) hops genommene Ex-BuPrä seinen Ehrensold erhält. (Ich schwöre, meine Hände haben sich gut fünf Minuten lang geweigert, in dem Zusammenhang das Wort "Ehre" in die Tastatur zu tippen). Verstößt das nicht grundlegend gegen die Regeln dessen, was uns tagtäglich als Rechtsstaat verkauft wird? Oder übertragen wir das Konzept jetzt eins zu eins in unseren Restalltag? Kann man machen – wird bestimmt lustig. Würde ja heißen, dass die Berater und Informanten des Betrügers dann auch seine Richter und Kläger werden. Der Schneider-Prozess wäre bestimmt anders ausgegangen. Und vielleicht entscheidet künftig einfach der Ex-Arbeitgeber darüber, ob und in welcher Höhe dem bedauerlicherweise Gekündigten ein Arbeitslosengeld oder besser noch ein Ehrensold zusteht. Na dann aber rein in die Spendierhosen, bezahlen muss es ja ohnehin der Steuerzahler – wenn es denn noch einen gibt, wenn so über die Verteilung von Staatsgeldern entschieden wird.

Ehrenhaft jedenfalls wäre es, Herr Wullf, auf den Ehrensold zu verzichten, nein besser noch, ihn zu spenden. Beim Verzicht fiele er ja doch wieder nur den Banken zu, aber gespendet könnte man mit 200.000 € im Jahr tatsächlich etwas bewegen. Und das wäre doch sicher mehr, als Ihnen in den Jahren als Bundespräsident jemals gelungen ist.

Samstag, 25. Februar 2012

Is' ja Bombe!

Lieber Bundesvertuschungsschutz, lieber Bundesnachwischendienst, liebes MAD,
gerade lese ich auf Spiegel-Online, dass ihr 2010 granatenmäßige 37+ Millionen E-Mails und sonstigen elektronischen Verkehr überwacht habt und ich find's Bombe – regelrecht Atombombe find' ich das. Und irgendwer muss es ja machen, nicht? Ich meine, wir können ja nicht die komplette Aufhebung der Privatsphäre solchen egomanischen Jungspunden wie Mark Zuckerberg überlassen, wo kämen wir da denn hin? Wenn hier jemand private Korrespondenzen liest, dann doch bitte mein Papi Staat und nicht irgendein amerikanischer Emporkömmling – dem haut mal weiter schön auf die Finger!
Mir geht das ständige Gequatsche irgendwelcher Rechtsverdreher von der "Unschuldsvermutung" genauso auffen Sack wie Euch. Wir sind alle schuldig und müssen – folgerichtig – überwacht werden, damit wir nicht auf die Idee kommen, Flugzeuge zu kapern oder Atombomben zu bauen. Jedes Lebewesen ist ein potenzieller Terrorist – beschützt mich davor.
Und der Erfolg, lieber Geheimdienst, gibt Dir ja letztlich recht. 213 verwertbare Hinweise, bei nur knapp über 37 Millionen überprüften elektronischen Schriftwechseln. Das ist effizient. Da kann sich der Grieche mal 'ne Scheibe von Abschneiden, das faule Stück. Nix mit Sonne liegen und Wein trinken. Der deutsche Geheimdienstler zeigt, was man mit ehrlicher, ernsthafter Arbeit erreichen kann. Bravo!
Ein paar Fragen beschäftigen mich dennoch, liebe Geheimdienstler. Wenn ich nun bei Gayromeo jemandem schreibe, er habe einen Mörderschwanz, bin ich dann gefickt? Bildlich gesprochen, selbstverständlich. Stehen Frauen mit Atombusen jetzt unter Generalverdacht? Ist nun das Beantragen eines Waffenscheins oder das Buchen eines Fluges verdächtiger? Und wenn ich nun jedes Mal "Hakenkreuz" statt "Bombe" schreibe und mich mit Mitverschwörern auf einen möglichst faschistischen Sprachcode einige, während wir eigentlich die RAF wieder aufleben lassen wollen, falle ich dann durch's Raster? Reine Neugierde und selbstverständlich nur hypothetisch gefragt.
Ich wollte nur loswerden, wie sehr ich Eure Arbeit bewundere, liebe Schützer und Dienstler und wenn dabei ein paar Antworten gegeben würden, freute ich mich natürlich bombig. Und da Ihr nun eh schon hier seid: wie wäre es denn, wenn ein paar von Euch den Blog abonnierten? Das fänd' ich toll. Wisst Ihr, wenn man nicht MAD ist, sondern nur bekloppt, dann erhält nunmal nicht jeder quersitzende Furz hohe Medienaufmerksamkeit. Wir kämpfen hier um jeden Leser, jede Leserin. Also wenn's keine Umstände macht.

Lieben Dank im Voraus,
Euer terroristisches Gebinde.

Freitag, 24. Februar 2012

Vorgegauckelt - so viel Moral muss sein!

Jetzt ist es also doch geschehen und unser neuer alter Präsidentschaftskandidat ziemt sich, am 18. März auf den Thron gewählt zu werden. Und Köhler hat es geschafft, dass dem Amt des Bundespräsidenten weitaus mehr Aufmerksamkeit zukommt, als es sollte. Hätte die alte Heulsuse das getan, was jeder tut, wenn er krisitsiert wird, dann hätten wir jetzt ein Amt, dass zu recht so vor sich hinamtelt, hier und da Hände schüttelt und dann und wann eine Ruckrede hält.

Doch Köhler zog es vor, mit seiner Frau händchenhaltend und weinend vor die Kameras zu treten und dem Volk zuzuplärren, dass er doch nun so verletzt sei. Selbst nach so langer Zeit kommt es mir beschämend! vor.
Dass Wulf vom Volke nicht gewollt war, ist vermutlich mehreren Umständen geschuldet, vor allem aber dem, dass die Kanzlerin ihn auf Biegen und Brechen durchgesetzt hat. Seine Blässe und Sprachlosigkeit kam dazu, wäre aber verschmerzbar gewesen. Gestürzt hat ihn aber, neben seinen dubiosen Kontakten und Verfehlungen, die dann doch des Guten zuviel waren, seine Wankelmütigkeit, die zum Schluss nur noch hilflos verlogen war. Denn so etwas wollte das Volk seit Köhler einfach nicht mehr haben - hätte es davor zwar auch nicht gewollt, wäre aber vermutlich nicht derart hochgekocht.

Nun also hat der Joachim Gauck zum zweiten Mal Anlauf genommen, statt das zu tun, was ich als erstes von ihm erwartet hätte: Nein sagen zu so viel Parteigeklüngel und -strategie, für die er sich nun hat instrumentalisieren lassen. Uns so setzte er sich neben die Kanzlerin, von der er wusste, dass SIE ihn bestimmt nicht wollte und tat ganz emotional und verwirrt. Das hätte zum ersten Mal stutzig machen können. Hätte. Können.

Dies ist aber eine Rolle, die ich einem erfahrenen Widerstadskämpfer aus der DDR nicht abnehmen mag, zumal er eben auch ein mehr als Sendungsbewusster Mensch mit nicht immer Volkskonformen Meinungen ist.
Dass er Harz-IV gut findet und den Kapitalismus irgendwie auch, daneben Sarazin als mutigen Menschen bezeichnet, das mag man ihm aber ja alles noch verzeihen zumal er es so oder so ja nicht so gemeint hat. Nein, es gibt da etwas, das mögen viele nicht verstehen und geklärt wissen.

Wie kann es sein, dass ein Präsident, zumal UNSER Präsident, in wilder Ehe mit einer Frau lebt und gleichzeitig noch verheiratet ist. Für mich wäre es eine Randnotiz gewesen, wenn mich nicht zwei Freundinnen wegen meiner Gleichgültigkeit bezüglich dieses Themas angesprochen hätten. Nein, Moral sei es nicht, sagen sie, sondern eher ein, ja, was, ein, also ein fehlendes Statement.

Also gut, es scheint wirklich so zu sein, dass Köhler dieses Amt versaut hat. Nun sind wir also so weit, dass wir einem Bundespräsidenten auch nicht mehr zugestehen wollen, neue Lebenskonzepte für sich zu statuieren. Nein, er muss es uns erklären, warum er wie mit wem zusammenlebt. Und ich dachte wir hätten das hinter uns gelassen, seit unser Außenminister ein homosexueller Mann ist und offenbar selbst in homophoben Regierungen bei Staatsbesuchen ganz gut damit durchkommt (dass man ihn nicht immer so mag, das liegt an wahrlich anderen Dingen).

Und wieder einmal mag ich mich über uns wundern und frage mich, wo das Ende der Anspruchsfahnenstange an ein solches Amt ist, zumal ein Amt, dessen Gestaltungsmöglichkeiten ja doch eher begrenzt scheinen. Vielleicht aber spielt hier die Vorahnung eine Rolle, die Joachim Gauck selbst verursacht hat.

Am Ende wird Gauck, dem man eben diese gewisse Neigung zur Selbstdarstellung und auch Selbstgerechtigkeit, dabei das Ganze in all seiner Differenziertheit vielleicht manchmal aus dem Auge verlierend nicht ganz absprechen kann und mag, sein Amt vielleicht abenso über Gebühr für seine "Message" zu nutzen. Dies betrachtend mag es dann auch wieder in Ordnung sein, den Anspruch, den Gauck zumindest formal an sein Volk stellt, ihm selbst auch aufzubürden, unabhängig des Inhaltes, um den es geht.

Ja, nach all den Pleiten, Pech und Pannen, die dieses Amt in den letzten Jahren erfahren musste, mag es nun der Anspruch des Volkes sein, genau hinzuschauen. So viel Moral muss dann wohl sein.

Samstag, 4. Februar 2012

Occupy everything!

Wir solidarisieren uns mit der Occupy-Idee. Das Zocken muss aufhören. Nutzt diese Badges und besetzt Eure Webseiten. Verlinkt Occupy und zeigt Flagge. Ganz ehrlich: Uns wäre es zum Zelten zu kalt und auch deshalb ist es notwendig, Respekt zu zollen.