Sonntag, 26. August 2012

Unser täglich Smartphone gib uns heute

Wenn Krups und Tefal *) gegeneinander prozessieren, weil der eine vom anderen irgendwelche Henkel oder Taster für seinen eigenen Toaster kopiert, dann muss man sich schon Mühe geben, diesen Vorgang überhaupt irgendwo in der Presse zu finden. auch wird Frau Müller (mit einem Tefal-Toaster) nicht mit Frau Schmitt (mit einem Krupps-Eierkocher) in Streit geraten, weil der Hersteller der einen von dem der anderen was abgeschaut hat.

Wenn Renault gegen Opel klagt, weil eine Technologie des einen im Auto des anderen wiederzufinden ist, dann verstehen wir nicht einmal, um was es da geht, zumal klar ist, dass ein Lenkrad und vier Räder und auch die neueste Sicherheitstechnologien in jedem Auto vorhanden sein müssen oder zumindest sollten. Auch hier gäbe es keine Diskussionen an der roten Ampel, bei denen der eine dem anderen erklärt, dass er sowieso das falsche Auto habe und der Gangschaltungsknopf im Grunde gar nicht in seinem Auto gehöre, weil der Hersteller des seinen ihn erfunden hätte.

Ja, bei Toastern und Eierkochern, bei Autos und vielen anderen Produkten des täglichen Lebens, Produkte, die wir brauchen, zu brauchen glauben oder eigentlich gar nicht brauchen nehmen wir zur Kenntnis, dass sie eben so sind, wie sie sind. Auch wissen wir, dass sie irgendwer mal erfunden hat und finden es allenfalls gerecht, wenn der eine dem anderen für dessen Idee Geld bezahlt, wenn er damit auch Geld verdient. Und irgendwann, auch das wissen wir, hat jeder das seine dazu beigetragen, dass die Dinge so sind, wie sie sind.

Anders bei unserem Smartphone. Wenn sich hier zwei große streiten, dann ist das, als wenn die katholische Kirche einen Großangriff gegen den Islam führte. Apple verklagte nun also Samsung wegen angeblicher Kopie Ihrer Features und gewann - dieses Mal. Man darf vermuten, dass die Klagerei sich noch viele Male wiederholen wird und mal der eine und mal der andere gewinnen oder verlieren wird. Es geht am Ende ja nicht um irgendwelche Kopien, es geht um Marktanteile und es geht um Geld, also schlicht und ergreifend um Macht. Und es geht, nein, nicht (!) um den Kunden. Der aber zieht sich spannenderweise genau diesen Schuh an.

Da gab sich nach Bekanntgabe, dass Samsung an Apple viel Geld zu zahlen habe, eine Nutzerin sogar beleidigt, weil Samsung Apple das ein oder andere Feature gestohlen haben soll und somit ihr heiliges I-Phone entehrte.

Es hat sich auch so unangenehm eingebürgert, dieses kleine Gerät, dass uns mit der Welt verbindet, falsches Wetter vorhersagt, unwichtige Mitteilungen von der Morgenwäsche des Absenders bis zur Verhaftung eines Menschen in fernen Ländern, von denen wir vorher nicht einmal wussten, dass es sie gibt, zum Streitpunkt vieler Verabredungen oder auch zufälliger Treffen wird. Trotzdem wird diesen Geräten soviel Wichtigkeit zugesprochen, dass man darum kämpft, auf Konzern- und auf Nutzerebene.

Was früher religiösen Organisationen und Ländern vorenthalten war, die teils mit Gewalt, teils mit unerträglicher Selbstherrlich- und gerechtigkleit ihrem gegenüber klar machen wollten, dass Jesus (Osho, Mohammed oder ähnliche) den einzigen Weg der Versöhnung und Wiederauferstehung (und anderer seltsamer Dinge)  biete, genauso muss man sich zuweilen nun von Smartphonejüngern mit einem mitleidigen Lächeln erklären lassen, warum man denn nun ausgerechnet das falsche Betriebssystem besitze - im Zweifelsfalle genügt es, dass es nicht von - nein, ich sage den Namen nicht - kommt. Der nämlich hatte die Idee unbestritten zuerst und war überhaupt ein Visionär und sowieso unfehlbar, ja, mit kleinen Macken, aber mit deren Hilfe, da hat er die Welt verändert.

Die Vision war es, Menschen zusammenzubringen, zu verbinden. Die Technologie dazu, zugegeben, hat er geliefert und das hat er gut gemacht. Die Philosophie aber, in der es letztlich nur um Marktanteile und Macht geht, die hat er trefflich verfehlt. Denn nun ist es so, dass Menschen sich ernsthaft um ein kleines Stück Technik streiten, es verteidigen, als wäre es ihr Neugeborenes und dabei nicht einmal, bei allen Unterschiedlichkeiten, die man gut oder schlecht finden kann, sauber miteinander kommunizieren können.

Nun mag man sagen, dass der Verbraucher der Geprellte ist, denn der will doch nur telefonieren, etc. Das stimmt allerdings nur bedingt, denn solange Verbraucher sich in Facebook als Atheisten bezeichnen (oder wahlweise Agnostiker, auch wenn Sie vermutlich nicht so genau wissen, was das bedeutet), sublimieren Sie den fehlenden Gott neuerdings eben mithilfe ihres Smartphones.

Schade eigentlich, dass aus einer Technik, die angetreten ist, Kommunikation zu erleichtern, zumindest in Teilbereichen eine zu werden scheint die Sie erschwert. Und beängstigend, dass sich Menschen tatsächlich vor diesen Karren spannen lassen, selbst Atheisten.

*) Tefal und Krups sind übrigens Teil eines Unternehmens, na, ob der Autor hier vielleicht, visionär wie er ist, eine Fusion herbeigeschrieben hat?

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