Montag, 28. Mai 2012

3 Millimeter

Ich erinnere mich an eine kleine Meinungsverschiedenheit, die ich mit dem Ortsvorsteher meiner Heimatstadt hatte. Er berichtete über Jugendliche und deren Zerstörungswut in diesem kleinen Städtchen. Tatsächlich ist nichts vorgefallen, aber er homunkelte, dass es ja passieren könnte. Das wollte ich, selbst damals in jungen Jahren, natürlich nicht dabei belassen. also schrieb ich einen Leserbrief.

Das unterscheidet das "Früher" von "Heute": Mein Leserbrief nahm seinen Weg in die Redaktion des ortsansässigen "Käseblattes", wie wir es liebevoll nannten, wurde vom Redakteur gelesen, wenn nötig redigiert und bestenfalls abgedruckt. So geschehen erregte es einiges an Aufsehen, alleine, weil ich es wagte, jenen Menschen öffentlich zu kritisieren.

Genau das aber ist der Sinn von Meinungsfreiheit, dass eben nicht alle einer Meinung sein müssen und diese Verschiedenheiten zudem frei äußern dürfen und auch sollen. Und es ist eine Errungenschaft, die dem Menschen zu Teil wurde, nämlich kommunizieren zu können und zwar weit über das Gebelle, Gekrähe und Gepiepse seiner tierischen Vorfahren hinaus.

Die mussten und müssen sich weitestgehend nach ihrer emotionalen Lage verhalten, die allen anderen Denkebenen im limbischen System vorgeschaltet sind - in einem Teil des Gehirnes aus grauen Vorzeiten, der aber immer noch recht aktiv ist.

Genaugenommen sind es letztendlich 3 Millimeter, die über unsere Fähigkeit zu sprechen, entscheiden. So dick nämlich ist unsere Hirnrinde, der Neocortex, indem sich das zusammenbraut, was wir dann aussprechen oder zu Papier bringen.Ohne dies wäre es kaum möglich gewesen, eine Gesellschaft aufzubauen, wie wir sie derzeit vorfinden, mit derart differenzierten Strukturen und Meinungen.

Bis zu dieser Entwicklung lebten die Wesen dieser Erde - wie gesagt -  vorwiegend nach ihren Emotionen, die spontan entscheiden, was gerade zu tun ist.

Neben der Sprache war es dann die Schrift, die es ermöglichte, derartige Meinungen auch über die direkt erreichbaren Personen hinaus zu verbreiten. Der Buchdruck verlieh ihr weiter ungeahnten Popularität, denn nun waren der Verbreitung von Meinungen kaum noch Grenzen gesetzt. Als letzter Milestone sei das Internet genannt. Wegen der zahllosen Webseiten müssen wir nun nicht mehr teuer Papier bedrucken, um unseren Unmut oder gar unsere Freude mitzuteilen - es genügt ein "Post" auf einer Webseite oder auf einer der zahlreichen Seiten, die wir, weil so viele draufgucken, social medias nennen.

Mit all diesen Möglichkeiten und mit der Anhäufung von Meinungen und vermeintlichen Wahrheiten, vor allem aber mit der Geschwindigkeit, um nicht zu sagen Echtzeit, in der wir unseren Gefühlen Ausdruck verleihen können, kommt etwas hinzu, was wir bisher nicht einmal von der Sprache gewohnt waren. Denn hier ist das gesagte Wort zwar gesagt, im Moment des Aussprechens aber auch schon wieder verflogen. Wir haben die Möglichkeit, richtig zu stellen, es anders gemeint zu haben und auch zu revidieren. Was aber in einem Forum steht, das steht. Es mag der momentane Ausdruck unsere Emotionen sein, steht aber auf ewig da.

Damit umzugehen, das ist vielleicht die größte Herausforderung der sozialen Netzwerke, in denen eben schnell mal das persönliche Empfinden zum Ausdruck gebracht wird, die Wirkung aber umso langlebiger ist. Da wird diskreditiert (gedissed), diffamiert, über einen Kamm geschoren und debattiert.

Wer hier anderer Meinung ist, dem muss man nicht unbedingt begegnen, um sich "auszutauschen", sondern gegen den kann man schießen, wie es gerade beliebt. Wer die meisten "Freunde" oder "Follower" hat, der sitzt am vermeintlich längeren Hebel und wenn gar nichts mehr hilft, dann- platsch - verschwindet er von der Freundesliste. Zur Deutlichmachung wird dann noch schnell der Status von "ist in einer Beziehung mit ..." auf "ist single" geändert.

Die Schnelllebigkeit des Mediums gebietet, dass man rasch auf den Punkt kommt und möglichst drastisch darlegt, was man denkt und fühlt, denn schnell gilt es, Meinungen zu noch anderen Themen in noch anderen Diskussionen abzugeben. Differenzieren und ausgewogen zu argumentieren fällt flach, zumal der Post schnell noch an der Supermarktkasse, nach dem dritten Bier in der Kneipe oder in der überfüllten S-Bahn abgegeben wird.

Mag sein, dass es en vogue ist, zu allem, aber auch allem, seine Meinung niederschreiben zu müssen, die Leichtigkeit des Mediums aber täuscht grandios über die teils schwere Wirkung hinweg, und viel zu schnell werden Dinge geschrieben die, so zumindest hoffe ich bei manchen Posts, am End, sauber zu Ende gedacht, so nie gesagt worden wären.

Ergo: Wir müssen lernen, Sprache sinn- und zweckvoll einzusetzen, gerade weil sie mittlerweile so leicht und schnell verbreitbar ist und gerade weil Sprache so schwer und lange in den ewigen Datenbanken und somit in den entsprechenden Foren verweilt. Emotionen sind sicherlich der wichtigste Motivator, eine Botschaft zu verbreiten.

Die 3 Millimeter unserer Hirnrinde aber sollten immer das letzte Wort haben, denn sonst haben uns die neuen Medien nichts weiter gebracht, als dass Wut, Ärger und Hass einfach nur schneller verbreitet werden, als es früher der Fall war, statt ihnen in wenigstens einigermaßen durchdachten Botschaften zu begegnen.

Solche Dinge zu lernen, und das mag die gute Botschaft sein, dazu sind unsere 3 Millimeter übrigens auch in der Lage. Also lasst sie uns nutzen, sonst wäre dieser evolutionäre Schritt tatsächlich für die Hasen gewesen. Denen übrigens fehlt diese Eigenschaft weitestgehend.








Sonntag, 27. Mai 2012

Main CSD? Dann lieber kein CSD.


P: Kann denn jemand bitte ganz schnell Arbeitsplätze schaffen, (Steinbruch z.b.)
:-))))))) das diese Idioten endlich was zu tun haben. Vielleicht Aufräumarbeiten. Zum Beispiel vor der EZB. Es ist eine Schande für unsere Stadt. Langsam reicht es. 

B: Meine worte! Wer seinen hintern jeden morgen aus dem bett bewegen muss um seine broetchen selbst zu verdienen, hat ueberhaupt keine energie fuer so nen unsinn. Meiner meinung sollten politikern die sich mit auf diesen brachialen status stellen der (gut bezahlte) abgeordnetenstatus aberkannt werden..

P: sei bedankt.......und wieder sind wir einer meinung

So las ich es kürzlich in Facebook. Und P und B (Namen geändert, um die Schuldigen zu schützen) sind nicht Mitglieder der NPD, die über den CSD herziehen, sondern Mitglieder genau des Vereins in Frankfurt, der den CSD ausrichtet. B arbeitet außerdem für ein schwules Magazin und die beiden Dummbeutel ziehen hier über eine Occupy-Aktion her.

Und deshalb entsteht dieser Blogeintrag: Weil Dummheit hier keine Entschuldigung mehr ist. Weil – vom sprachlichen Unfug mal abgesehen – die ganze Wortwahl so intolerant und menschenverachtend ist, dass ich kotzen möchte, wenn solcher Schwachsinn ein Fest für mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen mit ausrichtet.

FUCK YOU! Wer Toleranz fordert, hat sie auch zu leisten. Und da gibt es keine Trennung zwischen dem Projekt und dem Privaten. Nichts gegen eine inhaltliche Auseinandersetzung, aber die Wortwahl hier ist unter aller Sau.

Deshalb fordere ich den Förderverein Zukunft Spenden e.V. dazu auf, sich öffentlich von den Äußerungen der beiden Mitglieder zu distanzieren und Konsequenzen zu ziehen. Es kann und darf nicht sein, dass nur mir der Kragen platzt, wenn von "Idioten", Arbeit im "Steinbruch" und einer "Schande für unsere Stadt" die Rede ist.

Als Schwuler beschämt, als Mensch wütend. Oliver Bomsdorf.

Donnerstag, 24. Mai 2012

Wenn Dummheit weh täte…

Den Spruch kennen'se noch, ne? "…dann würdest Du den ganzen Tag schreien", geht das weiter. Dumm nur, wenn man das Gefühl hat, "alle spinnen außer ich!". Dann wird's blöd. Dann fragt man sich zwangsläufig, ob man vielleicht selbst einen an der Waffel hat und sonst alles richtig tickt. Aber wie ich's auch drehe und wende, da wird kein Schuh draus.
Worum's geht? Na hier, Facebook – Börsengang, Börsenflop, Talfahrt, Enttäuschung, Sammelklage. Sammelklage? Ja doch. Sammelklage, weil "Buhääääääääh". Oh BITTE!
Ich darf mal aus Spiegel online zitieren: "Im Vorfeld des Börsengangs seien "zentrale Informationen" über die Geschäftslage von Facebook nur "selektiv offengelegt" worden – zu Gunsten institutioneller Investoren und zu Lasten von Kleinanlegern."
So viele Überraschungen in so wenig Text, wa? Banken, die sich zu Lasten von Kleinanlegern bereichern. Uiiiii! Dürfen die das denn? Das ist ja – also SKANDAAAAAAL möchte man schreien. Sowas hat's ja noch nie gegeben. Schon gar nicht in den quasi-kommunistischen USA. Gut, man mag sich fragen, ob der IQ der Kleinanleger schon oberhalb der eigenen Körpertemperatur anzusiedeln sei und ob sich da tatsächlich der "Kleinanleger" Anwaltskanzleien wie "Bla, Blubb, Wix & Partners" leisten kann, um sammelzuklagen. Aber das sei ein anderes Thema.
Da sitzt er nun also, der halbwegs betuchte Amerikaner, auf seinen Facebook-Aktien und wundert sich. Wundert sich darüber, dass er möglicherweise von Sackerbörg und den Banken tief und schmerzhaft mit der Faust … also jedenfalls beschissen wurde, möglicherweise. Na und genau hier denke ich so "Spinne jetzt nur ich oder alle anderen?"
Mal ganz von der Internetblase abgesehen, die ja schon mal für so großen Spaß an den Börsen gesorgt hat, wollen wir doch mal gucken, womit sich Herrn Zuckerhaufen bisher so hervorgetan hat. Es heißt ja, lesen bildet – in diesem Fall hätte der Gang ins Kino genügt. Lernen wir doch aus Finchers lahmem Blockbuster, dass gar nicht mal so klar ist, ob Zuckerberg das Facebook-Biest überhaupt selbst erdacht hat oder ob er doch nur im richtigen Moment die richtigen Leute hat am Wegesrand liegen lassen, um allein und rücksichtslos zu profitieren. Wir lernen, dass auch langjährige Freunde/Partner von einem auf den anderen Tag aus der Unternehmung gefickt wurden, damit der feine Herr Zuckerberg noch ein paar Milliönchen mehr einstecken konnte. Und darüber hinaus weiß die ganze Welt, dass seitens Facebook noch nicht eine Vereinbarung eingehalten wurde. Immer wenn wieder irgendeine Politmarionette das Datenschutz-Fähnchen hochgehalten hat, ließ Zuckerberg verlautbaren, man nähme Rücksicht und selbstverständlich würden die Nutzer gefragt, bevor sie z.B. die Chronik aufs Auge gedrückt bekämen und keine zwei Wochen später – schwupps – hat er doch gemacht was er will.
So. Und eben diese verlogene Wurst und ein vollkommen überbewertetes Unternehmen gehen nun an die Börse. Und Bumms – ein kleiner Haufen von Menschen ist plötzlich viel reicher und ein viel größerer Haufen wundert sich, dass er kein Stück vom Kuchen abbekommt. Wundert sich also darüber, dass Mark-die-heilige-Maria-der-Ehrlichkeit-Zuckerberg eventuell vielleicht unter Umständen nicht so ganz ehrlich war, beim Einsacken neuer Milliarden.
Sollte dieser Ausbund von Freundlichkeit, Loyalität und Transparenz tatsächlich auch beim Börsengang vertuscht, gelogen und beschissen haben? Mir scheint, es hätte kaum einen Amerikaner gewundert, hätte der lockige Zwockel in der Kirche einen Jesus am Kreuz bespuckt, aber die Börse belügt man nicht, da ist der Spaß vorbei. Börsengänge sind heilig. Da ist man aufrichtig, selbst wenn man's im Leben noch nie war. Deshalb ist ja nun auch die Sammelklage logisch – eine Kreuzigung wäre schlüssiger. Anwender belügen, okay. Datenschützer, ach – selbstverständlich. Unternehmer mit falschen Versprechungen zu Werbung überreden – meinen Segen haste. Langjährige Partner über den Tisch ziehen – hmmmm. Aber die Börse belügen? Nur weil man's kann? Tz tz tz. Und ich frage mich, ob ich spinne.

Hat eigentlich mal jemand nachgeschaut, ob Zuckerberg und seine Mai Ling noch im Land sind?

Manchmal tut die Dummheit anderer mir körperlich weh.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Liebe Frankfurter - euch ein paar erholsame Tage

Liebe Frankfurter,

wer seid ihr denn eigentlich, euch das Recht herauszunehmen, anderen selbiges zu nehmen? Achso, ja, da waren ja die bösen Demonstranten, die eure Stadt so böse zugerichtet haben. Und jetzt geht ihr natürtlich davon aus, dass alle Demonstranten so böse sind. Das heißt, Rechte und Salafisten, die hätten schon demonstrieren dürfen. Aber da gibt´s ja auch keine adäquate Lobby; während das Geld bei euch in Frankfurt natürlich eine gaaaanz große Lobby hat.

Was mich ja auch etwas wundert ist, dass ausgerechnet die Grünen das Verbot mittragen. Obwohl, die Occupy-Bewegung wird da ja gerne mal mit den Piraten in Verbindung gebracht - und die mögen die Grünen ja auch nicht so, weil sie ihnen gerne mal zeigen, wie gesättigt und ideenlos Roth, Trittin und Co. mittlerweile geworden sind.

Gut,  Ich hab einfach nicht nachdacht. Aber während ich das hier so schreibe ist es mir dann doch noch klar geworden.

Dann will ich nicht weiter stören und wünsche euch viel Spaß und Erholung in den nächsten drei Tagen, ihr habt´s euch echt verdient.

Samstag, 12. Mai 2012

Un-ion, Junge, NRW

Davon habt Ihr doch sicher auch schonmal gehört, oder? Dass man manchmal denkt, es könne nicht schlimmer kommen…, na, Ihr wisst, was ich meine. Also kommt Ihr, Junge Union, NRW, mit einem Wahlplakat daher "Wer seine Mutter liebt, wählt CDU." Aha.
Und da sitze ich nun und weiß nicht, ob ich im Strahl kotzen oder doch applaudieren soll, denn im Grunde steht auf Wahlplakaten ja sonst auch nix Sinnstiftenderes, es steht nur sonst nicht so deutlich dran. Das heißt, ich bin ein bisschen stolz auf Euch. Selten hat es jemand so – haha – plakativ verdeutlicht, wie dünn die Botschaften dieser gedruckten Dummheiten sind, von denen nun mittlerweile auch der blödeste Wähler verstanden haben muss, dass sie nach der Wahl kaum den Fetzen Papier wert sind, auf dem sie mal unter irgendeine Fresse geschrieben wurden, die man auch nicht kennt, geschweige denn sehen wollte. So gesehen ist "Wer seine Mutter liebt…" ja der vielleicht beste Grund überhaupt irgendeine Partei wählen zu wollen. Ganz grundsätzlich gesprochen versteht sich, denn zum Einen bin ich voller Zuversicht, dass meine Mutti es als ziemlichen Affront sähe, behauptete ich ihretwegen die CDU zu wählen, zum Anderen bin ich ganz und gar abgeneigt eine Vereinigung zu wählen, die die Vorsilbe "un" trägt.
Da wir uns aber wieder einmal in einer Zeit befinden, die gerne von Medialen, die ihre Mutter nicht sonderlich gern zu haben scheinen, zum Superwahlblabla hochstilisiert wird, hier noch ein paar Vorschläge für das nächste unglaublich witzige Plakat:

Undemokratisch, unverschämt, Union.

oder auch:

Unwahr, unmoralisch, Union.

Nur so ein Ungedanke und Unvorschlag von mir, ganz ohne Unbill.