ich musste diesen Satz auf einem Plakat lesen: "Millionen Kunden in Europa vertrauen uns". Aber nicht auf der Werbung einer Partnervermittlung, sondern auf der einer Kreditanstalt – Institut ist mir hier eindeutig zu hoch gegriffen. Und wie bringe ich es Euch nur schonend bei: Äh – NEIN!
Es mag sein, dass diese spezielle Anstalt mehrere Millionen Kunden zählt, aber die letzten, die einer Bank Vertrauen geschenkt haben, waren Bonnie und Clyde – Vertrauen darauf, dass dort unter Einsatz ihres Lebens Geld zu holen sei. So gesehen gar kein so überholtes Konzept.
Vertrauen, Banken, ist kein Kriterium bei der Entscheidung für die eigene Bank. (Ich würde ja "richtige" Bank schreiben, aber allein beim Gedanken kommen mir Bröckchen hoch.) Es ist die Wahl zwischen Pest und Cholera, die Entscheidung für das geringste Übel. Und schon der Begriff "Wahl" in dem Zusammenhang ist Käse, denn es gibt keine Wahl. Wer seine monatlichen Verpflichtungen und Einkommen erledigt haben will, der benötigt ein Konto – so einfach ist's.
Aber zurück zum Vertrauen (und zu dem Gefühl von Übelkeit beim Schreiben). Vertrauen kann der abhängige Kunde allein darauf, dass seine Anstalt bei jeder Transaktion Geld verdient. Entweder klammheimlich, durch das Hinauszögern derselben oder ganz offen, per Gebühr – beides eine Frechheit. Alles Weitere hat mit Vertrauen nichts zu tun, nur mit Zwängen. Und – Banken – Ihr vertraut Euch selbst nicht: Wo sind wir mittlerweile? Bei Basel V. Damit jedenfalls wird entschuldigt, wie man Kleinanleger gängelt, weil man mal wieder im großen Stil irgendwo einen Milliardenkredit an die Wand gefahren hat. Diese "Basel"-Regeln nämlich – nur falls Sie liebe Leserschaft noch nicht damit in Berührung kamen – sollen die Kreditvergabe so limitieren, dass die Bank ihr Risiko minimiert. Nun sollte man meinen, nach dem Schneider-Reinfall würde Basel I oder II genügt haben, aber wir sind bei Basel V. Mehr müsste man dazu nicht sagen.
Wenn also der Chef des Internationalen Währungsfonds die Angestellte eines Hotels zum Oralverkehr zwingt, dann ist das nur eine sehr harmlose Manifestation dessen, was Banken ohnehin tun: Arbeitende nötigen, demütigen und gerne auch Besitz verbrennen. Die Demütigung steht der Dame noch per Gerichtsprozess bevor. Dass das Hotelzimmer noch intakt ist scheint mir pures Glück. Ich jedenfalls spüre immer so einen unangenehmen Schmerz im Rektum, wenn ich – im Zeitalter weltweiter Vernetzung – eine Überweisung tätige, die erst Tage später beim Adressaten eintrifft, die unfassbaren Überziehungszinsen aber quasi ab der Sekunde gezählt werden, da mein überteuertes Girokonto nur an der Nulllinie entlangschrappt.
Vertrauen? Ich wünschte, ich könnte darauf vertrauen, dass unsere rückgratlosen Regierenden die nächste Bankenkrise einfach hinnehmen und die entsprechenden Kreditanstalten den Lokus runterspülen. Aber nicht einmal auf die Instrumente der Marktwirtschaft darf man Vertrauen, wenn es um Euch, Banken, geht.
Und gerade wollte ich diesen Eintrag eigentlich beenden, wollte nur eben noch einmal schauen, wie der unerhörte, aktuelle Claim der Targobank lautet, in dem (so erinnere ich mich aus der TV-Werbung) von "Transparenz" die Rede war. Mir scheint jedenfalls den wenigsten geprellten Kunden der Citibank transparent, dass sie mit der Targobank nur einen neuen Namen für dieselben Verbrecher bekommen haben. Beim Stöbern auf der Webseite fand ich dann das hier: TARGOBANK erhält Innovationspreis für Markenkreation. Und darin "Die Jury lobt die herausragende Umsetzung des Rebrandings." Ich gratuliere und frage mich, ob ich heulen, lachen oder kotzen soll. Es wird wohl die diabolische Mischung aus allen Dreien.
Liebe Heiratsschwindler, Betrüger, Abzocker und Hochstapler: Wenn Ihr künftig Euch selbst oder Euren Webseiten einen neuen Namen gebt und den erfolgreich zum neuen Betrügen, Abzocken und Heiratsschwindeln verwendet, dann bewerbt Euch doch konsequenterweise auch für den Innovationspreis für ein erfolgreiches Rebranding – da geht was!
In diesem Sinne vertraue ich auch weiterhin darauf, von meiner Bank tief, ungefragt und schmerzhaft missbraucht zu werden!
"Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?" Bertolt Brecht, Die Dreigroschenoper
Da möchte ich doch noch einmal den Werbespruch der Deutschen Bank auf den (etwas anderen) Punkt bringen:
AntwortenLöschen"Gier aus Leidenschaft" oder gar
Leistung aus Gier?
Man möge mir den alt-68er-Flair verzeihen ;-)