Dienstag, 24. April 2012

Liebe Urheber

... oder Rechteverwerter (hört sich an wie Tierkadaververwerter) oder wer auch immer diese dämliche Diskussion vom Zaun gebrochen hat. Mir scheint, ihr seid euch selbst wenig einig darüber, wer sich gerade darüber beschwert, dass eure Ergüsse gelesen, angeschaut oder gehört werden. Also, macht das doch bitte erst mal unter euch aus.

Klar, wenn ich was schreibe, dann will ich ein Feedback, bestenfalls Geld für das was ich geschrieben hab. Das soll so sein, zumal dann, wenn ich davon lebe.

Was aber habt ihr alle am Internet noch nicht verstanden? Sollen wir es euch erklären, da gibt´s doch bestimmt auf (Achtung: Igitt!) Youtube entsprechende Screencasts (sorry: Lernvideos), in denen das recht dezidiert erklärt wird, die Sendung mit der Maus hat bestimmt auch schon das ein oder andere darüber berichtet, oder schaut euch doch einfach das deformiertegebinde mal an.

Also, das ist so: Da macht wer was, steckt Idee, Zeit und Geld da rein und will, dass es verkauft wird. Das ging bisher nur, richtig, über geeignete Distributionskanäle, also Verkaufsstellen. Und über euch, liebe Rechteverwerter, die sich scheinbar die Falten aus dem Sack (oder wahlweise anders wo) raushauen und nur drauf warten, dass der "Künstler" sich bei euch anmeldet. Und dann wird verteilt, Geld nämlich: Zuerst an euch, eure Vorstände, eure Büros, eure neuen Computer, eure Sekretärinnen, eure Abmahn-Infrastruktur und all die anderen Dinge, die ihr so braucht, um den Tag rumzukriegen.

Am Ende des Jahres wird dann geschaut, wie viel Geld (huch!) von alledem übrig geblieben ist, und dann wird verteilt, an euch und ... ach ja, an die "Künstler". Die müssen notfalls sogar an sich selbst bezahlen, weil sie, wie ungewöhnlich, ihre Werke ja auch verwenden, und bekommen am End des Tages einen Bruchteil zurück. Hab ich da was falsch verstanden? Na dann, nur zu, erklärt´s mir (und die IHK und alle anderen Burschenschaften dürfen mir ihren Zweck auch gerne erklären, wenn wir schon mal dabei sind).

Und dann kommt da so ein Rüpel und verwendet eure Kunstwerke, um irgendein doofes Youtube Orgienvideo zu untertiteln. Grund genug, selbstredend, eine Abmahnung rauszuschicken und den Hinweis "Dieses Video ist in Deinem Land leider (!) nicht verfügbar" zu posten. Dass so manches eurer verwalteten Werke niemals an die Öffentlichkeit gedrungen wäre, ja so mancher "Künstler" nie bekannt geworden wäre, gäbe es (Achtung: Igitt!) Youtube und andere Portale dieser Art nicht, das verschweigt ihr alle wohlwollend. Warum auch Öl ins Feuer schütten, könnte ja jemand merken, dass alles sein Für und Wider hat.

Das Internet, um anzuknüpfen, bietet ja mittlerweile viele Ideen an, wie jeder zu seinem Recht kommt. Wie wäre es mit nem Cent pro Klick, dann würden vielleicht auch nicht mehr allzu viele Blödsinnsvideos angeschaut werden, wie es bisher der Fall ist. Wie wäre es damit, dem "Künstler" die Wahl zu lassen, ob er sein (SEIN!) Kunstwerk für Lau ins Netzt stellen will, ohne, dass ihr gleich die Hand aufhaltet. Wie wäre es, wenn einfach jeder mit seinem (SEINEM!) Werk machen kann, was er will. Und wenn er will, dass ihr mitkassiert, dann kann er das ja kundtun.

Ich weiß: So einfach ist das nicht. Genau, das sehen viele andere auch so, weil sie gar nicht so genau wissen, was ihr, liebe Rechteverwerter, den ganzen Tag so tut, außer euch und eure "Künstler" zu verwalten.

Ich denke, liebe Rechteverwerter, ihr merkt so langsam, dass durch die rasante Verbreitung des Internets eure Aufgabe in diesem ganzen Getriebe gar nicht mehr so klar ist und ihr merkt, dass euch das Internet eure Existenzberechtigung streitig macht. Ich glaube ihr habt schlicht und einfach den Überblick verloren und merkt, dass im Internet eure Kontrollmechanismen nicht mehr greifen. Vielleicht solltet ihr doch mal den ein oder anderen Screencast anschauen, um zu begreifen, dass ihr nicht mehr so ganz up-to-date seid.

Dann könnt ihr auch noch verhindern, dass in ein paar wenigen Jahren eure zahlenden Konsumenten sagen: "Sorry, aber das neue Musikstück poste ich nicht, dass ist mir zu stressig mit euren Abmahnanwälten, achso, verlinken, nöö, das ist mir zu unsicher, schaut mal selbst, wie eure "Künstler" ihre Werke bekannt machen ...!"

Und wenn das alles, was ich hier schreibe, völliger Mumpitz ist, dann ... klärt mich doch einfach mal richtig auf, und all die anderen, die das nicht verstehen gleich mit. Wird ja endlich auch mal Zeit!

1 Kommentar:

  1. …so will ich mit gutem Beispiel vorangehen und dem Urheber dieses Textes, der sich freundlicherweise weder der VGWort, noch einem Abmahnanwalt angeschlossen hat, bei allernächster Gelegenheit nicht nur einen Cent, sondern gleich ein ganzes Bier ausgeben! Willkommen beim Copyright 2.0.

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