Montag, 15. August 2011

Achtung: unbestätigter Post

Die gute alte Tagesschau, das Informationsportal, dem ich einfach noch vertraue. Vielleicht, weil sie mir schon so lange erzählt, was in der Welt los ist: kompetent, zuverlässig, unprätentiös. Wenn Jens Riewa mir erzählt, was bis Redaktionsschluss so alles passiert ist, dann fühle ich mich sicher informiert.

Doch was passiert hier gerade?

Ein Video aus Syrien wird eingeblendet, auf dem Menschen scheinbar im Krieg sind. Quelle ist nicht etwa der Reporter vor Ort, wer will´s ihm verübeln, sondern Youtube. Die Berichte stammen, so heißt es in einem Nebensatz, „aus unbestätigten Quellen“ oder werden „laut Aussagen von“ rezitiert. Immer häufiger passieren „angebliche“ Dinge, die „so scheinen“, zumindest „vermutlich“.

Sicher sind auch „angebliche“ Informationen unter Umständen berichtenswert, will man auch aus „unbestätigten Quellen“ die Anbahnung von Ereignissen erfahren. Muss es aber zu den unbestätigten Quellen denn auch noch ein unbestätigtes Youtube-Video sein, das angeblich etwas zeigt, von dem man nicht einmal weiß, ob es überhaupt stattgefunden hat?

Und wie geht es weiter? Fordert Jens Riewa uns demnächst auf, in einer Nachrichten-Wunschliste auf Youtube zu wählen, oder mag Tom Buhrow uns sogar anbieten, unser ganz persönliches Nachrichtenvideo zu erstellen, vielleicht mit einer Software, die es bei herunterzuladen gibt?

„Alles Panikmache!“, höre ich´s tönen. Die (sogenannten) neuen Medien jedoch finden in der täglichen Berichterstattung immer mehr Raum. Vor einigen Jahren waren es noch mit vermutlich großem Aufwand forcierte Berichte der Regierungen Bush und Blair über Chemiewaffen im Irak, die immerhin einen Krieg dort rechtfertigen konnten. Heute brauchte es unter Umständen nur noch ein kleines Video von selben Stellen, um als Nachricht in den öffentlich rechtlichen Einzug zu halten.

„Währet den Anfängen!“ möchte ich dem entgegensetzen. Wenn es keine verlässlichen Nachrichten gibt, dann gibt es eben keine, und wenn es zu unverlässlichen Nachrichten keine Bilder gibt, dann sollten wenigstens die ausbleiben, denn „unbestätigt“ + „unbestätigt“ ist am Ende noch lange nicht = „Bestätigt“, auch wenn es der Quote gut täte. Die allerdings sollte sich aus der Seriosität der Nachrichten ergeben und nicht aus der Tatsache, dass da jemand gerade die schönsten Bildchen zu angeblichen Nachrichten hat.

In diesem Sinne: „Und morgen ist ein neuer Tag“ — und dann vielleicht mit weniger und dafür bestätigten Nachrichten.

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